Dienstag, 9. Dezember 2008

Unterschätze nie die Macht der Weihnachtskarte.

Eigentlich bin ich viel zu spät dran mit diesem Tipp. Ich hätte ihn gleich schon im Oktober formulieren sollen. Oktober ist der richtige Monat, um mit der Entwicklung der Weihnachtskarte für seine Kunden zu beginnen. September macht die Sache noch entspannter. November ist eindeutig zu spät.

Ich habe schon kreative Vorweihnachtszeiten erlebt, in denen wir über 20 Vorschläge für eine Weihnachtskarte zum Kunden geschickt haben, bis endlich die richtige Karte dabei war:

Außen dunkelblau, ein paar typische Sterne drauf, innen weiss und der Text: Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr.

Mit dem Projekt Weihnachtskarte dürfte sich in der Historie schon so manche Agentur das Fest verdorben haben. Wegen einer misslungenen Weihnachtskarte sind sogar gesamte Etats schon bald darauf verloren gegangen.

Der Grund ist relativ unchristlich.

Weihnachtskarten sind ein Kommunikationsmittel, das meistens auch der Vorstand einsetzt und deshalb in ihrer Entwicklung gerne ein Wort (oder auch viele) mitredet.

Die Agentur trägt ihre Karten-Vorschläge zum Werbeleiter. Der gibt sie weiter an die Vorstandssekretärin. Die legt sie dem Vorstand auf den Tisch. Der Vorstand hat ganz andere Vorstellungen und gibt die Vorschläge mit seinen Anmerkungen in die Lichterkette zurück.

Wenn das ein paar Mal so hin und her geht, ist die Geduld der Unternehmenslenker schnell verbraucht und die Agenturfrage steht nach Neujahr als erstes auf der Agenda.

Die Weihnachstgeschmäcker sind meistens sehr verschieden, besonders wenn auf der einen Seite vielleicht noch ein katholischer Familienvater und auf der anderen Seite ein atheistischer Jungkreativer sitzen.

Ich kann nur den guten Rat geben, bei der Weihnachtskarte nicht allzu viel Kreativität walten zu lassen, denn damit kann man meistens nur mehr verlieren als gewinnen.

Sollte sich nach der zweiten oder dritten Präsentationsrunde heraus kristallisieren, dass der Kunde eigentlich keine Idee in seiner Weihnachtskarte wünscht, sollte man sich auf das reine Gestalten einer Karte konzentrieren.

Doch auch hier kann man sich mit recht avantgardistischen oder künstlerischen Entwürfen schnell die Rute holen, denn wenn es Richtung Weihnachten geht, kennt die Kitschigkeit keine Grenzen.

Im übrigen sieht man an den oft opulenten und geschmacksverirrten Weihnachtskarten oder Geschenkaussendungen, die die Agenturen, Verlage, Druckereien, Postproduktionen, Fotografen oder sonstige kreativ angehauchte Unternehmungen für sich selbst entwerfen, dass Weihnachten eine echte Herausforderung zu sein scheint.

Manchmal muss man sich die Frage stellen, ob die gute alte Standardkarte (außen blau mit Sternen, usw.) nicht am besten und nervenschonendsten funktioniert.

Auch die Spendenkarte wird immer wieder gerne genommen. Heißt, eine Agentur spendet und teilt das dem Kunden auf der Karte in kreativer Art und Weise mit. Hat wenigstens den Zweck eines guten Zwecks. Und macht nicht so viel Arbeit. Das soziale Gewissen stillt man obendrein.

Was etwas Erleichterung für die Dienstleister im Weihnachtsgeschenkestress schafft, ist die Tatsache, dass es inzwischen viele Unternehmen gibt, die es ihren "Lieferanten" untersagen, Geschenke über einen gewissen Betrag zu schicken, damit der Verdacht der Vorteilsnahme und Beeinflussbarkeit durch die Mitarbeiter des Unternehmens nicht aufkommt.

Weihnachten und Werbung – keine einfache Sache.

Das sieht man nicht zuletzt an den Spots, die Weihnachten zum Thema haben.

Da ist schräger Humor oder Provokation die absolute Seltenheit.

Wer sich über den Weihnachtsmann lustig macht, hat nichts zu lachen. Er legt sich mit Kinderträumen und Erwachsenerinnerungen an. Das kann richtig schief gehen.

In dieser Situation sind die besten Spots immer noch noch die, die eine einfache Idee haben und Emotion versprühen, ohne in den totalen Kitsch – wie Coca Cola mit seinem Truck – zu verfallen.

Die britische Warenhauskette John Lewis macht das auf ansprechendem Niveau, wie ich finde.

Ach ja, sollte jemand von euch einen wirklich schrägen Weihnachtsspot kennen, dann nichts wie her mit dem Link.

Tipp 70: siehe Headline.



John Lewis Spot zu Weihnachten 2007. Agentur: Lowe London.



John Lewis Spot zu Weihnachten 2008.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

wieder mal ein schöner eintrag...

hier noch ein lustiger c&a weihnachtsspot
http://de.youtube.com/watch?v=2SnDeA1sDdo