Dienstag, 6. Oktober 2009

Ist Technologie die Kreation von morgen?

Vor einigen Tagen fand die dmexco in Köln statt. Hinter dem ziemlich unfuturistischen Namen für eine Messe versteckt sich die Begriffsschlange „Digital Marketing Exposition & Conference“.

Auf dieser Messe treten selbstverständlich gewichtige Referenten auf. Zum Beispiel Andreas Gahlert, CEO von Neue Digitale/Razorfish.

Er hat sechs Thesen zum digitalen Marketing aufgestellt. Eine Zusammenfassung findet sich in diesem Blog.

Ich finde fünf der sechs Thesen keine Herausforderung für einen Kommunikationsexperten. Aber oft stehen die armen Referenten ja auch vor dem Problem, dass auf solch innovativen Messen ebenso innovative Erkenntnisse von Ihnen erwartet werden, obwohl es gar keine gibt.

Also verpackt man die bestehenden Erkenntnisse in publikumswirksame Thesen wie „365 ist das neue 360°" oder „Marken gehen zunehmend auf den User zu und warten nicht darauf, dass die User kommen“.

Eine der These allerdings könnte eine gewisse Diskussionshitze erzeugen und differenziert denkende Kreative auf den Plan rufen:

„Technologie ist die Kreation von morgen. Technologie wird zunehmend Treiber herausragender Markenführung“.

Ist da der „Tecci-Wunsch“ Vater des Gedanken?

Klar ist eine Marke kurzfristig „vorne“, wenn sie die neuesten technologischen Entwicklungen in Kommunikation umwandelt (das erste App, das erste Widget, der erste Twit, etc.). Aber schon die zweite oder die dritte Marke ist Nachahmer – und gerade die stetig wachsende Zielgruppe der "digital natives" fängt an zu gähnen.

Wenn Technologie die Kreation von morgen wäre, könnten 90% aller Marken einpacken.

Ich behaupte, das wird nicht passieren.

Wichtig ist, wie man die vorhandenen technischen Möglichkeiten so nutzt, dass sie zur Marke passen und glaubwürdig sind.

Es wird sicher so sein (bzw. ist bereits so), dass technische Entwicklungen mehr Einfluss auf eine Idee oder eine Kampagne haben als früher.

Eine Marke sollte sich aber strategisch nie von digitalen Techniken abhängig machen.

Es gab und es gibt beim Film immer wieder aufregende Umsetzungen, die technisch auf dem neuesten Stand sind. Aber es gibt noch viel mehr Umsetzungen, die mit ganz profaner Filmtechnik funktionieren. Und genauso aufregend sind.

Ich glaube an die Idee. Die Technik ist immer nur Mittel zum Zweck. Allerdings ist sie wichtiger geworden, als es viele wahrhaben wollen.

Technology is redefining ideas. Das hat unser Londoner Planner Matthew Palmer gestern gesagt. Diese These trifft es meiner Meinung nach besser.

















Die Website von Skittles funktioniert als ein einziges Widget, welches zu diversen Communities verlinkt. So gelangt man durch einen Klick auf “Friends” zum Facebook-Profil. Beim einem Klick auf “Home” hingegen landet man beim YouTube-Profil. 

Ein technologisches Sahenstückchen. Aber Technik allein wird nicht die Kommunikationsstrategie der Marke von morgen sein. 

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

du hast es treffend formuliert. die technik ist nur mittel zum zweck.

es ist eher ein miteinander. die technik wird immer weiter sein. und daraus ergeben sich natürlich auch immer neuere ideen...

klar gibts auch ideen wo umsetzung und technik größer als die idee sind. aber ob die zitruspresse von collani funktioniert, interssiert doch auch keinen :-)

Anonym hat gesagt…

Anonym 11:02

Die Zitruspresse, die Du meinst, ist von Starck ;) Und doch, es interessiert, ob sie funktioniert. Denn genau darum geht es bei Design: Funktion!

Und das ist auch die Crux: Zu oft wird in der Werbung versucht eine "Idee" auf ein neues technisches Gizmo zu zwingen. Und das geht oft in die Hose. Hauptsache "Erster!"?

Falls es doch jemanden interessiert: Die Starck-Presse ist auch optimierungsbedürftig. Der Saft spritzt leicht zur Seite und läuft nicht hinunter. Deshalb haben andere auch einen Spritzschutz designt. Der funktioniert :)