Ich habe kurz gezuckt, als ich diese Woche in der Werbepresse lesen musste, dass der ADC seine „Agenturbeziehung“ neu ordnet. Das klingt, wie wenn der Coca-Cola Konzern sein Agenturportfolio überarbeitet.
Spätestens beim Lesen solcher Sätze dürfte auch dem letzten Kreativen klar geworden sein, dass es bei Wettbewerben inzwischen fast nur noch um knallhartes Business geht. Ideale sollten sich bitte hinten anstellen.
Das Geschäftsmodell: Agenturen investieren enorm viel Geld in Arbeiten für Wettbewerbe, um dort zu reüssieren und damit ihre Wir-sind-kreativ-PR-Maschine zu schmieren.
Die Wettbewerbe bieten eine Businessplattform dazu. Und kassieren für unsere Eitelkeiten kräftig ab. Inzwischen zu kräftig, für mein Empfinden.
Kreativwettbewerbe werden sozusagen zum Xing der Medaillen-Community. Die Macher samt Adresse kann man in jedem Annual oder im Wettbewerbs-Internet-Portal einsehen.
Doch die Wettbewerbe wollen jetzt nicht nur Kampagnen zur Einsendung haben, sie treten auch selbst welche los. Warum, liegt auf der Hand.
Die Finanzkrise lässt die Einsendegebühren nicht mehr so locker sitzen wie früher und es findet ein internationaler Verdrängungswettbewerb statt.
Wenn ich allein unser Verhalten in der Agentur als Beispiel nehme: wir sitzen immer mal wieder vor den Wettbewerbslisten und sehen uns ganz genau an, ob wir nicht doch noch eine Award-Zeremonie mehr weglassen können.
Gerade neulich habe ich unsere – wie ich fand relativ überschaubare – Menge an Einreichungen zum D+AD als Zahlenkolonne gesehen. Wenn man die Abwrackprämie nutzten würde, so könnte man mit dem Betrag einen schönen Skoda Fabia kaufen.
Natürlich vollzieht der perfekte Agentur-Marketingexperten die Streichliste nicht nach Bauchgefühl, sondern geht mit dem Kopf die Wertungsliste von Manager Magazin, Horizont und w&v durch. Die entscheiden schließlich über das zur Zeit so heftig diskutierte Agentur-Kreativranking.
Mal sehen, wann das Cannes-Werbefestival seine Kampagne startet. Alles andere als ein Goldener Löwe wäre für die Löwen-Eigenwerbung eine herbe Enttäuschung.
Wer das Briefing für die Kampagne noch nicht hat, hier die Kurzform:
Entwickle eine Kampagne, die dafür sorgt, dass die Einreichungen in Cannes das Maß aller Dinge bleiben. Agenturen sollen noch mehr in Cannes investieren, um ihre kreative Reputation zu steigern. Und dafür lieber auf andere Wettbewerbe verzichten.
In diesem Zusammenhang interessiert mich natürlich, welche Wettbewerbe aus eurer Sicht für den Arsch sind. Und welche Pflicht.
Der Viral „The Creative Presentation“ für den kanadischen Cassies Award von DDB Toronto.
Schöner Nebeneffekt für die Macher: sie können den Film für den Wettbewerb bei Wettbewerben einsenden. Uaaaaaarghhhh!
Auf diesen Spot hat mich einer meiner Kunde aufmerksam gemacht (hat er mir "geforwarded"). Weil er findet, dass dieses Szenario im Film so typisch für uns Werbeleute ist. Nochmal Uaaaaaarghhhh!
3 Kommentare:
Das ist das beste wenn Wettbewerbskampagnen beim Wettbewerb gewinnen für den sie werben. Freut mich jedesmal.
Oder das ADC-Buch vom Vorjahr im nächsten ADC-Buch samt Design-Medaille aufaucht.
Alle sind für den Arsch. Außer "One Show" und "D&AD".
Wieso muss man eigentlich für einen Schwanzvergleich bezahlen?
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