Der ADC ist ein deutscher Verein, der die Qualität der kreativen Arbeit in der Kommunikation pflegt.
Mitglied kann nicht jeder werden, sondern nur Menschen, die mit ihrer Arbeit bewiesen haben, dass sie für ein gewisses kreatives Niveau stehen.
Den Beweis dafür wird (meistens) dadurch erbracht, dass man bei einigen nationalen oder internationalen Wettbewerben für seine Arbeiten Medaillen gewonnen hat.
Der ADC ist in fünf Sektionen unterteilt (Hamburg, Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart/München). Um in den ADC einzutreten, muss man sich und seine Arbeit in einer Sektion persönlich vorstellen.
ADC steht für Art Directors Club, weil der Verein vor 44 Jahren von einer Handvoll Gestaltern gegründet wurde. Inzwischen ist er offen für alle Kreativschaffenden in der Kommunikation. Vom Texter über den Tonmeister bis zum Architekten, der Kommunikation im Raum entwirft.
Art Directors Club als Name ist deshalb komplett irreführend, der Club müsste CCD heissen, Creativ Club Deutschland.
Wie auch immer, für mich ist der ADC inspirierend und kontraproduktiv zugleich. Sinn und Unsinn. Ehre und Eitelkeit. Idealismus und Egoismus. Passion und Politik. Selbstlosigkeit und Selbstgefälligkeit. Usw. und etc.
Das mächtigste Instrument des ADC ist sein Kreativ-Wettbewerb, der einmal im Jahr im März/April in Berlin stattfindet.
Dazu gibt es eine Ausstellung, die in dieser Art weltweit einmalig sein dürfte. Hier kann man alle Arbeiten, die eingesandt wurden, begutachten und sich eine Meinung bilden.
Für kreative Einsteiger ein Muss.
Alle Arbeiten aus der Kommunikation, die in Deutschland veröffentlicht wurden, können an diesem Wettbewerb teilnehmen. Es gibt dafür verschiedene Rubriken.
Jede Rubrik wird von einer Jury beurteilt, die von den Mitgliedern (momentan 517) gewählt werden. Mitglieder wählen Mitglieder. Klingt nicht sonderlich objektiv.
Was den ADC für Berufseinsteiger interessant macht: Er definiert die kreative Meßlatte – wohlgemerkt in Deutschland.
Er bietet zudem Vorträge, Kongresse und Seminare, die sehr interessante Referenten aufbieten. Auch gibt es für Junioren spezielle Fortbildungsprogramme.
Die Arbeiten im ADC-Buch sind das Beste vom Besten in der Kommunikation eines Jahres (erscheint jährlich im August – 5 Monate nach dem Wettbewerb).
Das hilft auf jeden Fall, sich mal zu orientieren.
Wer als Kreativer häufiger im ADC Buch steht, ist bei Agenturen begehrt.
Zwei bis drei Einträge im Buch dürften bis zu 500 Euro mehr Gehalt pro Jahr wert sein.
Für Werbeagenturen sind die ADC Medaillen eines ihrer wichtigsten Marketinginstrumente, um ihre Kreativität vor Kunden pressewirksam zu inszenieren.
Aber vor allem, um für Mitarbeiter attraktiv zu sein.
Agenturen wie Scholz & Friends, Jung von Matt oder DDB dürften im Jahr zwischen 500.000 bis 1.000.000 Million Euro für Wettbewerbsarbeiten ausgeben. Wenn es reicht. Diese Kosten umfassen die Produktion, die Schaltung und die Einsendegebühren zu den wichtigsten nationalen und internationalen Wettbewerben (so um die zwanzig Wettbewerbe pro Jahr).
Personalkosten, die eigentlich auch noch entstehen, wenn so genannte „Goldideen“ produziert werden, sind da noch gar nicht berücksichtigt.
Dieser enorme Kostenaufwand verblendet den einen oder anderen.
Mehr und mehr Arbeiten, die eingereicht werden, sind speziell nur für die Wettbewerbe gemacht. Teilweise werden sie von den Agenturen auch selbst geschaltet, was die Kosten in die Höhe treibt.
Ich vermute, dass rund 60% der Arbeiten im ADC Buch keinem realen Kunden-Briefing zugrunde liegen.
Daher auch der Begriff Scam-Ads oder Fake-Ads.
Weil nun die Agenturen so viel Geld in dieses Marketing-Tool investieren, sind sie darauf bedacht, dass diese Arbeiten ja auch was gewinnen.
Man lässt "sein Netzwerk" spielen. Alte und junge Seilschaften.
Unter einigen deutschen ADC-Juroren ist dieser Gedanke kein seltener: Ich stimme für deine Arbeiten, also stimmst du für meine. Es gibt Agenturgrößen, die dafür ein echtes Talent haben.
Das Schlimme daran ist, dass immer wieder Arbeiten im Buch erscheinen, bei denen man sich fragt, warum. Und andere Arbeiten, bei denen man sich fragt, warum sie nicht im Buch erscheinen.
Kampagnen, die im wahren Leben echt etwas bewegt haben.
Es ist keine Seltenheit, dass deutsche Arbeiten, die international abräumen, beim ADC nur eine Auszeichnung bekommen. Oder gar nix.
Doch so lange der Jurybesetzungs-Modus so ist, wird sich daran nicht viel ändern. Mitglieder wählen Mitglieder.
Was ich euch nach so vielen Jahren Juryarbeit mit auf den Weg geben kann ist die Tatsache, dass wirklich großartige Ideen selbst von der merkwürdigsten Jury nicht daran gehindert wurden, ins Buch zu kommen.
Damit ist dein wichtigstes Ziel erreicht. Ob Bronze oder Gold ist zweitrangig. Für die HR-Mädels zählt das Namensregister.
Und wie oft dein Name darin auftaucht.
Tipp 40: Wenn Du als Kreativer Karriere machen willst, tauche mit deinen Arbeiten mindestens im ADC-Buch auf. Noch besser ist in Cannes.
Das sind die letzten drei ADC Bücher (2006, 2007, 2008) – eine gute Orientierungshilfe für alle, die wissen wollen, wo in Deutschland die Latte hängt.
Auch wenn die Latte mitunter etwas schief angelegt wird.
Studenten bekommen die Bücher zum Sonderpreis.
1 Kommentar:
Hui. 500,- pro Jahr für 2-3 Awards.
Das lohnt sich ja...
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