Es fing damit an, dass der Kostendruck aus den Unternehmen immer mehr Probleme in den Agenturen bereitet und die Geldreserven wie den Goodwill für Awardideen (Einsendegebühren, Produktion, Personal) massiv zum Schmelzen brachte.
Die Zunahme der Menge an Wettbewerben bei gleichzeitigem Rückgang ihrer Akzeptanz lies die Teilnahmemotivation gegen Null gehen. Jürgen Klopp würde sagen: es fehlt die Gier.
Großinvestoren und jahrelange Ranking Spitzenreiter ließen daraufhin verkünden, dass sie in 2013 ihre Wettbewerbsteilnahme aussetzen. Sie entziehen damit ganz nonchalant den Veranstaltungen, die sie über Jahrzehnte groß gemacht haben, die Existenzgrundlage. Fair geht anders.
Der ADC in Person des neuen Vorsitzenden Dr. Stephan Vogel startet daraufhin die Initiative, das Ranking zu kontrollieren und nur noch wenige Wettbewerbe als Ranking würdig zu erklären (AAA Rating).
Die Fachpresse schreit auf, dass diese Initiative nicht die richtige Lösung für das Fake-Problem wäre. Dabei ist das Fake-Problem gar nicht der Hauptgrund für die Misere, sondern nur einer ihrer Auswüchse.
Was die Fachpresse nicht schreibt: ihre Medienkooperationen mit diversen Awardveranstaltern stehen der Kippe. Und damit Content und sonstige Barterdeals. Und sie verlieren die Hoheit über einen Medien-Event, den sie jahrelang gepflegt – und von dem sie jahrelang profitiert haben.
Zu guter letzt veröffentlicht das Manager Magazin dieses Jahr in der Dezember-Ausgabe wieder sein Ranking und ruft die kreativsten Agenturen Deutschlands aus – so, als ob es die letzten Jahre keine Diskussion gegeben hätte.
Das Manager Magazin hält der Wirtschaftselite regelmäßig den moralischen Spiegel vor, betreibt aber mit dem Ranking selbst Wettbewerbsverzerrung. Es ignoriert, dass dieses Ranking eigentlich der Auslöser allen Übels ist.
Genau um dieses verdammte Ranking geht es doch den meisten Agenturlenkern, die Awardshows finanzieren und Fakeideen in ihren Agenturen zulassen: dem Ritterschlag zum Kreativstar vor Augen der deutschen Wirtschaftsoberschicht. Das gängige Kalkül ist, die Vorstände lesen nicht die Werbefachpresse, aber sie lesen das Manager Magazin.
Soweit der Stand der Qualifikation für die Ranking-Spiele.
Mein Kommentar dazu: ich bin so was von Ranking müde.
Dieser Wahnsinn verschwendet nicht nur Kosten, sondern vor allem auch viel zu viel kreative Energie.
Es wird Zeit, den Massenaward-Tourismus einzudämmen. Ohne den guten und verdienten Wettbewerben die Daseinsberechtigung mit Einsendeboykott zu nehmen.
Die Initiative des ADC ist wenigstens einmal der Versuch, mehr Struktur und Sinnhaftigkeit in das Ranking Spiel zu bekommen.
Es ist doch klar, dass nur Wettbewerbe in ein Ranking einfliessen sollten, die alle Disziplinen bedienen.
Momentan werden rund 24 Wettbewerbe berücksichtigt, also Spezialwettbewerbe (z.B. Ramses, DMAA Online Star, Die Klappe, etc.) wie Generalisten-Wettbewerbe (ADC, Cannes, One Show). Dies zu vergleichen, ist in etwas so, als Olympia, Fußball WM, Billiard WM und Schach WM in einen Topf zu werfen und zu sagen, die sportlichste Nation ist die, die in allen Wettbewerben am erfolgreichsten ist.
Ich bin sicher, dass die ADC-Initiative auch den Nischen-Awards (also Ramses, Klappe, DMAA Online Star) keine Teilnehmer kostet, denn sie haben ihre Reputation und – berechtigterweise – auch ihre Presse.
Aber sie haben in einem Kreativ-Ranking nix verloren.
Im Idealfall wird das Ranking einfach abgeschafft. Damit folgt Deutschland allen anderen Ländern dieser Welt – die erst keines aufgestellt haben.
Also: Gold für das Abschaffen des Kreativ-Rankings 2013 geht an das Manager Magazin.
4 Kommentare:
Bata Deals. Heißt das eigentlich. Und jede Menge Tipper gibt's auch da oben. Was ist denn los? Texten und editieren nicht getrennt?
http://de.wikipedia.org/wiki/Bartergesch%C3%A4ft
@anon22:59h: thx.
Sehr passend zu Deinem Post und gerade heute erschienen:
2013 soll es einen neuen Player in den Ranking-Spielen geben. Die Horizont möchte ein Agenturbarometer einführen, welches folgende Punkte vereint:
- Kreation
- Effizienz
- Attraktivität des Arbeitgebers (HR)
- Agentur Image
Gedacht zumindest ein guter Ansatz. Ein erster Schritt.
Um in der Analogie der Ranking-Spiele zu bleiben: Es bleibt abzuwarten ob das Horiziont Barometer für die Olympischen Spiele zugelassen wird, oder doch nur bei den Paralympics starten darf.
Zu hoffen bleibt zumindest, dass das Barometer nicht zweckentfremdet zum anal Thermometer wird.
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