Dienstag, 7. Februar 2012

Die Cannes Rolle des echten Lebens.

Werbung wirkt. Immer noch. In diesem Fall mal wieder TV-Werbung.

Es gibt weltweit wohl keinen Werbeblock im Fernsehen, der berühmter ist als die Halbzeit des Finales der amerikanischen NFL.

Der sogenannte Super Bowl. 

Oder wie es die FAZ süffisant formuliert: Zwischen der Werbung läuft das Endspiel der amerikanischen Football Liga.

Sonntag war es mal wieder soweit. Zwischen Beckhams Unterhosen oder Budweiser Bier versuchten die New England Patriots und die New York Giants, die Werbung vergessen zu machen.

Umgerechnet etwa 2,6 Millionen Euro kostet es für ein Unternehmen, in 30 Sekunden rund 800 Millionen Menschen für sich einzunehmen.

Keine leichte Aufgabe, denn alle Werbungtreibenden, die diese enorme Summe investieren, wollen in den bekannt knappen Zeitfromaten natürlich aus all den anderen Spots herausstechen.

Auch die Vor- und Nachberichterstattung werden da sicher mit einkalkuliert. Was bedeutet: je spektakulärer der Spot, desto größer seine PR-Erwähnung.

Die besten Werke hat die Fachzeitschrift Horizont zusammengestellt. Meinen kreativer Super Bowl Held kommt dieses Jahr aus Detroit (siehe unten).

Man kann mit Fug und Recht wohl behaupten, dass es keinen anderen Werbeblock auf der Welt gibt, in dem in so kurzer Zeit so viele kreativ herausragende Spots laufen.

Der Super Bowl Werbeblock ist die Cannes Rolle des realen Werbelebens.

Bei aller Kritik zeigt dieser Event, dass Werbung immer noch verdammt attraktiv sein kann.

Verrückt: Je ambitionierter das Umfeld, desto ambitionierter die Spots, desto interessierter die Verbraucher.

Dreht man diesen Dreisatz zum Spaß mal um, müsste sich jeder Werbungtreibende sagen: wo das Umfeld mittelmäßig bis schlecht ist, stechen kreative Highlights umso mehr heraus und beeindrucken den Verbraucher noch nachhaltiger.

Wermutstropfen: je schlechter das Umfeld, desto weniger schauen zu.

Würden sich aber alle anstrengen, die Werbeblocks spannender als das TV-Programm zu machen, gäbe es jede Menge ambitionierterer Briefings (bei der heutigen Programmqualität eigentlich keine echte Herausforderung).

Aber es ist leider nicht so. Die meisten Werbespots passen sich dem Programm an.

Was für eine schizophrene Entwicklung. Kann man die endlich mal umdrehen?

Ach ja, gewonnen haben die Giants.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Vielleicht wird diese schizophrene Entwicklung ja demnächst doch umgedreht. Die Fachzeitschrift Horizont hat nämlich nicht nur die besten Werke zusammengestellt, sondern auch einen spitzenmäßigen Vorschlag gemacht, wie dieser Irrsinn auf Europa übertragbar wäre.


http://www.horizont.net/aktuell/marketing/pages/protected/Kommentar-Warum-die-deutsche-Werbewirtschaft-dringend-einen-eigenen-Super-Bowl-braucht_105566.html


Grüße aus dem Rheinland.
A.

ramses101 hat gesagt…

Dafür ist zwischen Werbung und TV-Konsument zu viel kaputt gemacht worden. Werber landen regelmäßig auf den hintersten Bänken der angesehenen oder glaubwürdigen Berufen. Das liegt aber nicht an dem, was sie sind, sondern an dem, was sie machen (müssen?).

Wenn ich mir im "normalen" Werbeblock anhören muss, dass der Grund für festsitzenden Husten Schleimmonster (!) sind, dann verspielt nicht nur die werbende Marke jeden Glaubwürdigkeitskredit, sondern sie erledigt das für das Format des TV-Spots an sich gleich mit.

Ob es da was bringen würde, ein Event zu nutzen, bei dem man sagt "ok, heute mal mit Niveau"?

Die Super-Bowl-Spots haben ja eine lange Tradition. Da kann man es sich, oben wird es gesagt, schlicht nicht erlauben, Mittelmaß abzuliefern, weil man weiß, dass alle Gas geben.

Bei einem deutschen Super-Bowl würde aber doch wieder Kik einen Spot schalten und alle Marketingleiter würden bei ihrer Agentur antanzen und fragen, warum sie denn nicht auf die Idee gekommen ist, Hard-Selling zu machen, wenn man doch XX Millionen Zuschauer sicher erreichen konnte.