Wie erkläre ich einem chinesischen Taxifahrer meine Hoteladresse?
Der erfahrene Weltreisende führt für solche Fälle natürlich schon seine Hoteladresse – in chinesischer Schrift auf einem Zettel – mit sich.
Wer jedoch meint, das Problem damit gelöst zu haben, der kann sich täuschen. Was mache ich, wenn der chinesische Taxifahrer auch den chinesischen Zettel nicht versteht?
In China gibt es nicht nur viel mehr Menschen als bei uns, es gibt auch viel mehr Analphabeten. Aus diesem Grund sollte man also erst mal herausfinden, ob der Taxifahrer lesen kann.
Mir wurde empfohlen, dem Taxifahrer besagten Adressenzettel verkehrt herum zu zeigen. Wenn er heftig nickt, weil er natürlich die Fahrt machen will, sollte man wieder aussteigen. Sich in einem 24,8-Millionen-Menschen Ballungszentrum mit einem Taxifahrer, der kein Englisch spricht, zu verirren, kann viel mehr Zeit und Nerven kosten, als sich einen Taxifahrer zu suchen, der den Zettel lesen kann.
Um es vorweg zu nehmen: In China organisiert man sicher besser einen Fahrer, was durchaus nicht so teuer ist, wie es sich anhört. Und man kennt entweder Kollegen, die sich auskennen und einen begleiten. Oder man sucht sich eine chinesische Begleitperson, die der Sprache Englisch einigermaßen mächtig ist.
Sonst kann so ein Aufenthalt mühsam sein. Kein Volk ist in so kurzer Zeit so geschäftstüchtig geworden. Kapitalismus hat auch seine Schattenseiten, wie wir alle wissen.
Der Anlass meines Besuches war der Umzug von Leagas Delaney Shanghai in ein neues Domizil. Vor zwei Jahren im winzigen Treehouse gestartet, residiert die noch kleine Truppe jetzt in einem geschmackvoll renovierten Townhouse im French Quarter. Mit einem herrlichen Rooftop View.
Das Highlight der Firma ist aber nicht die Dachterrasse, sondern der neue Creative Director: Kevin Lee, 45 Jahre. Kevin ist vom Dampfer Ogilvy und einer Truppe von 300 Leuten, die er zu lenken hatte, auf das Schnellboot Leagas Delaney mit einer Truppe von 15 Leuten gewechselt.
Grund: statt kreativer Administrator wieder selbst kreativ sein.
Vor 3 Monaten eingestiegen, hat er seine Ambitionen gleich beachtlich in die Tat umgesetzt. Rechtzeitig zur Launchparty der neuen Agenturräume (Facebook-Freunde können hier die Bilder sehen) pärsentierte er mit seinem Team eine neue Kampagne für die gute alte Toblerone. Eine Aktion, die wirklich Spaß macht und sicher alle Chancen hat.
Marktchancen wie Awardchancen.
Der Idealfall, den jeder ernsthaft gute Kreativer immer wieder herstellen möchte.
Kevin zeigte uns auch noch die Launchkampagne für drei neue Media-Markt-Stores in Shanghai. Ich bin sicher, auch da werden die Kunden und die Szene drüber reden.
In nur 3 Monaten wurde mit 2 Kampagnen ein kreatives Momentum und eine gute Laune in der Agentur erzeugt, die man förmlich greifen kann (na gut, ich gebe zu, die Toberlone Objekte standen auch überall in der Agentur herum).
Das steckt an. Selbst grumpy Zschaler.
Es zeigt wieder einmal, dass sich kreative Häuptlinge noch so viele Maßnahmen für die Stimmung ihrer Indianer überlegen können. Wenn man als Team eine Bomben-Kampagnen entwickelt und rauskriegt, dann ist das immer noch das beste Antidepressiva für alle Mitarbeiter einer Kreativagentur.
Und geschäftsfördernd oben drein.
Eine Kampagne übrigens, die vermutlich auch chinesische Taxifahrer verstehen werden (wenn sie Internetanschkluss haben – was in 90% der Fälle zu bezweifeln ist)
Eingang zum Townhouse der neuen LD Shanghai-Dependance. |
Ein Auto aus Toblerone-Packungen. |
Schokolade mal anders. Im "Schaufenster" der Agentur. |
Die Webseite zur chinesischen Toblerone-Kampagne. |
Bau dir dein eigenes Toblerone-Objekt. |
2 Kommentare:
toblerone = großartig!
"Marktchancen wie Awardchancen" wäre auch mal eine Primatitel für eine ADC-Kursus.
Dann würden irgendwann mal auch Normal-Marketingleiter (also nicht die Spitze vom Eisberg) den ADC ernst nehmen.
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