Donnerstag, 5. Mai 2011

Ist der Ruf erst ruiniert.

Ein erfahrener Journalist hat mir mal den Tipp gegeben, in Interviews immer nur kurze ganze Sätze zu sprechen. Nie verschachtelte.

Subjekt. Prädikat. Objekt.

Unzweideutig. Ganz klar in der Aussage.

Weiter empfahl er mir, die kurzen ganzen Sätze möglichst schnell zu sprechen.

Er gab mir schließlich mit auf den Weg, meine wichtigste Botschaft permanent zu wiederholen (in eben kurzen, schnell gesprochenen ganzen Sätzen). Egal, wie die Frage lautet. Nur dann kommt das eigene Anliegen durch.

Wer Politiker in Interviews beobachtet, kann dieses Antwort-Muster manchmal erkennen.

Der Freund begründete seine Tipps mit der Erfahrung, dass verschachtelte und langsam gesprochene Formulierungen zu Halbsätzen "verschnitten" werden können, die einen andern Kontext erzeugen.

Wer selbst Interviews mal zusammen geschnitten hat, weiss, dass diese Halbsatz-Variante interessante Sinn-Veränderungen ergeben kann.

Der Effekt: man sieht oder hört sich oder andere etwas sagen, was so nicht gemeint war. Fussballer machen diese Feststellung sicher ganz häufig.

In einer Umfrage anlässlich der Vorberichterstattung zum ADC-Wettbewerb dieser Woche wurde ich gebeten, eine vorgegebene Fragestruktur zu beantworten.

Als ich nun besagtes Interview las, stellte ich fest, dass meine Antworten nicht 1:1 wiedergegeben waren. Eine entscheidende Frage (und vor allem die Antwort) wurde weggelassen.

Wer sein Augenmerk auf die letzte Frage des oben zitierten "Interviews" richtet, der liest:

"Worauf könnten Sie im Hinblick auf den ADC getrost verzichten?"

Meine Antwort: "Auf den einen oder anderen Kollegen."

Ich behaupte mal, dass diese Formulierung bei vielen Lesern den Eindruck erweckt, dass der Zschaler eine arrogante Werbernase ist. Würde man diese Antwort im Kontext der ursprünglichen Fragestruktur lesen, wäre der Spielraum für so eine negative Interpretation sicher geringer.

Die weggelassene Frage lautete nämlich:

"Worauf freuen Sie sich angesichts des bevorstehenden ADC-Wochenendes am meisten?"

Meine Antwort: "Auf den einen oder anderen Kollegen."

Erst dann folgte:

"Worauf könnten Sie im Hinblick auf den ADC getrost verzichten?"

Antwort: "Auf den einen oder anderen Kollegen."

Zwei Antwort-Halbsätze, die zusammen einen gewissen Charme haben könnten. Der letzte Halbsatz alleine betrachtet hat es natürlich nicht.

In solchen Momenten versteht man sogar Lothar Matthäus.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Auch so alleine für sich hat der letzte Halbsatz aber einen gewissen Charme ;-)