Fußball ist ein Spiel von 22 Leuten, die rumlaufen, den Ball spielen, und einem Schiedsrichter, der eine Reihe dummer Fehler macht – und am Ende gewinnt immer Deutschland.
Würde man Gerry Linneker heute fragen, wie der RAMSES Wettbewerb – die Preisverleihung der Radio Marketing Services für herausragende Funkwerbung – funktioniert, so hätte er natürlich keine Ahnung.
Aber ich würde mir dafür sein Zitat leihen. Mit geändertem Wortlaut:
Der RAMSES ist ein Wettbewerb unter rund 400 Funkspots, die von Agenturen eingeschickt werden, und einer Jury, die eine Reihe merkwürdiger Entscheidungen trifft – und am Ende gewinnt immer Grabarz & Partner mit Studio Funk.
Wehe dem, der Böses dabei denkt, wenn er hört, dass Grabarz die Agentur und Studio Funk ein bevorzugter Produktionspartner des Veranstalters ist.
Das wäre nun wirklich eine allzu billige Argumentation.
Wenn aber der Veranstalter RMS das Ziel hat, mit dem RAMSES die kreative Kraft von Funkwerbung zu unterstreichen, dann wage ich zu bezweifeln, ob das die Preisverleihung in den Hamburger Deichtorhallen gestern abend geschafft hat.
Und ich rede hier nicht davon, dass man fast drei Stunden warten musste, bis die 5 Gewinner präsentiert wurden.
Wenn ich RAMSES höre, denke ich mittlerweile reflexartig nur noch an die immer gleichen Juroren aus den immer gleichen Agenturen und Produktionshäusern mit dem immer gleichen Endergebnis. Da bin ich beileibe nicht alleine.
Und das Fake-Thema will ich hier aus Zeitgründen erst gar nicht eröffnen.
Zur Ehrenrettung der Kollegen möchte ich vorweg schicken, dass sich Grabarz & Partner (allen voran ihr CD und Funkguru Ralf Heuel) wirklich hervorragend auf Radiowerbung verstehen und in der Kombination mit Studio Funk ein verdammt schwer zu schlagendes Team sind.
Glückwunsch also der wirklich herausragenden Qualität dieser beiden Funk-Institutionen.
Meine Frage zu der mit Gold prämierten Spot-Serie (siehe unten) ist allerdings, ob es nicht innovativere Formate und Inhalte unter 400 Funkspots gegeben hat?
Silber (Deutsch Magazin) war zwar innovativ, aber wieder von der Sorte Spots, die auf totalen Tabubruch setzen und einen Nazi über Deutsche reden lassen. Ich persönlich fand das einfach zu durchsichtig provokant und geschmacklos.
Aber für solche Entscheidungen gibt es ja eben eine Jury.
Doch genau dieses Thema, die Jury-Besetzung, zeigt das Dilemma von vielen deutschen Wettbewerben.
Wie gesagt, da sitzen die immer gleichen Hanseln und zeichnen die immer gleichen Arbeiten aus.
Bei der ADC Königsdisziplin, nämlich TV-Spots, ist die Jury 2009 auch schon wieder mit den üblichen Verdächtigen besetzt.
Ränkespiele, ich hör dir trapsen.
Da leidet einfach die kreative Integrität.
Wenn man beim ADC ernsthaft darüber nachdenkt, mehr Relevanz in den Kreativwettbewerb zu bekommen, dann liegt der Schlüssel erst einmal darin, eine kompetente, hochkarätige und möglichst objektive Jurybesetzung auf die Beine zu stellen.
Ich glaube nicht mehr an das momentane Wahlsystem des ADC (Kumpels wählen Kumpels).
Ich glaube daran, dass man von einem ebenso kompetenten wie unabhängigen Gremium die Jurys jedes Jahr neu besetzen lassen muss und möglichst die aktuellen Fachleute der jeweiligen Disziplin dafür gewinnen oder berufen sollte.
Und nicht immer wieder Kumpi 1 und Kumpi 2, die sich von anderen Kumpis (3 bis 99) wählen lassen und sich seit Jahren kennen. Und auch Jahr für Jahr immer in der gleichen Jury sitzen.
Die Jury des Folgejahres sollte so gut wie nicht mit der Jury des aktuellen Jahres identisch sein.
Mit solchen Maßnahmen wird man zwar gewisse Eigendynamiken auch nie ganz verhindern können, aber man kann besser ausschließen, dass so ein „Geschmäckle“ aufkommt, wie das beim RAMSES der Fall ist.
Damit tut man keinem einen Gefallen. Weder den Gewinnern. Noch dem Wettbewerb selbst.
Und am wenigsten der kreativen Meßlatte, die man mit Wettbewerben hochhalten möchte.
Ich bin sicher: Wer die Relevanz von deutschen Wettbewerben erhöhen will, muss zuerst die Jurybesetzung und die Bewertungsmodalitäten auf den Prüfstand stellen.
Bei der heutigen Marktkraft von Kreativ-Wettbewerben kann man das nicht mehr dem Zufall überlassen.
Die RAMSES-Gewinner-Funk-Spots könnt ihr hier hören.
15 Kommentare:
Zur "Gold-Kampagne" von Immonet.de wäre anzumerken, dass jeder Spot auf jedem Sender nur ein einziges Mal ausgestrahlt wird. Meines Wissens nach besteht die ganze Kampagne aus 70 Spots.
Macht das die Grundidee besser oder schlechter?
Das macht die Grundidee besser, weil ansonsten Radiospots ja häufig nerven, wenn man sie 2x oder häufiger hört. Kann hier nicht passieren.
Also Stefan, ein Nazi ist der Typ im Deutsch-Spot nun wirklich nicht. Er ist ein Klischee Deutscher, der es besser wissen müsste. Nazi-Keule bitte wieder einfahren. Ramses hin oder her.
Ja ich muss auch sagen, dass die RAMSES Gewinner ganz schön schwach waren.
@Steffen: macht Masse den Inhalt besser?
@Nathan: ok, dann augenzwinkernde Deutschtümlei im SS-Ton. Macht das einen Unterschied?
Ich finde die Deutsch-Spots sehr lustig. Viel besser als die Immonet-Spots. Brigitte-Bronze, mmmh eher 'ne lobende Erwähnung. Die haben aber einige Real-Spots bekommen. Vielleicht weil der Marketingleiter des Kunden mit in der Jury saß? Wenn es schon keinen Kölner Karneval in Hamburg gibt, so doch wenigstens den Klüngel.
Eine Real-Beobachtung, die sicher nicht wenige mit dir teilen. Und die gängigen Jury-Vorurteile mal wieder bestätigen.
voll und ganz. und gut fürs geschäft ists auch noch: so lassen bspw. auch münchner agenturen ihre wettbewerbsspots mittlerweile immer wieder gerne bei studio funk produzieren...
Haha, der Vergleich Fußball und Ramses ist großartig! Nur gewinnt Deutschland leider etwas weniger als Grabarz und Partner.
Anderer Award, ähnliche Beaobachtung auf internationaler Bühne von Tony Granger.
http://creativity-online.com/?action=news:article&newsId=134809§ionName=opinion
Was ist los mit kreativer Radiowerbung? Vielleicht liegt die Zukunft ja darin podcasts und livestreams aufzumischen...
Ach Stefan,
gerade hat mich jemand darauf hingewiesen, dass Du in Deinem Blog über mich und meine Agentur und den Ramses geschrieben hast. Ist zwar schon ein wenig länger her, aber trotzdem möchte ich mich dazu kurz äussern.
Ich will jetzt nicht grundsätzlich darauf eingehen, wie ich es finde, dass der Geschäftsführer einer Agentur, die den Namen Leagas Delaney im Rücken hat, hier so locker den Stab über die Arbeiten anderer Agenturen bricht - dabei selbst den Ball kreationstechnisch aber dann doch eher flach hält.Das wäre zu billig.
Ich will auch nicht darauf hinweisen, dass es fair gewesen wäre, zu Deinem Ramses-Eintrag mal mit mir oder irgendeinem anderen Beteiligten zu sprechen. Das wäre fast noch billiger.
Ich will erst recht nicht darauf eingehen, wie schade ich es finde, mit so einem locker hingeflockten Blog-Eintrag eine ganze Jury oder auch einen Veranstalter zu diskreditieren, der versucht, ein unterschätzes Medium bei Kreativen ein bisschen aufs Radar zu kriegen.
Das wäre am allerbilligsten.
Stattdessen werde ich nur kurz die Fakten in Deinem Eintrag kurz richtig stellen:
- Grabarz & Partner war nie und ist nicht die Agentur des Ramses Veranstalters RMS
- 3/4 der Ramses Jury wird in jedem Jahr neu besetzt. Ausnahme: Klaus Funk und Mathias Lührsen als Vertreter der führenden Produktionshäuser und HP Albrecht
- (Es dauert fünf Minuten, im Internet zu recherchieren, dass die Jury beim Ramses - von o.g. Ausnahmen abgesehen - in jedem Jahr anders besetzt war)
- Außer mir war noch nie jemand von Grabarz & Partner in der Ramses Jury
- Ich war exakt zweimal in der Ramses Jury: 2008, davor im Jahr 2001 oder 2002
- Die von Dir angestossene Fake-Diskussion ist in sofern ein wenig pikant, weil ich schwarz auf weiss habe, welche Spots von Leagas Delaney eingereicht wurden
Soweit die Faktenlage beim Ramses.
Grundsätzlich freue ich mich, dass Du gerade das Internet und das Blogging für Dich entdeckt hast.
Bei aller Euphorie entbindet Dich das allerdings nicht davon, Deine Beiträge halbwegs solide zu recherchieren, bevor Du sie veröffentlichst.
Und wenn dir irgendwie die kreativen Highlights in Deutschland fehlen, gibt es eine bewährte, allerdings etwas mühsame Methode: mach sie einfach selber.
Oder, wie es einer unserer Junioren nach dem Lesen Deines Blogs formulierte:
Less talk. More rock.
Schöne Grüsse,
Ralf Heuel
Ach Ralf,
wie schade!
Hättest Du doch geschwiegen.
Ich war immer ein Fan von Dir. Insbesondere von Deinen Funkspots. Und den lustigen Headlines für Wieners und Wieners. Doch jetzt muss ich leider feststellen, wie hochnäsig Du bist. Ich bin richtig wütend, kaum zu fassen. Und enttäuscht. Ganz ehrlich. Das trifft mich.
Es geht mir gar nicht darum, was in der Radio-Jury läuft. Es geht mir um die Art, wie Du Stefan schreibst. Von oben herab. An der Grenze zur Beleidigung. Kurzum: Dein Ton gefällt mir nicht. Und ich bin mir sicher: So wie mir geht es vielen hier. Ein öffentliches Zeugnis für schlechten Stil.
Das Verrückte daran: Du hast den Beitrag geschrieben, um die Dinge gerade zu rücken. Bewirkt hast Du aber genau das Gegenteil.
Ach Ralf,
wie schade!
Hättest Du doch geschwiegen.
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