Entschuldigung also erst mal, dass ich mit meinem Beiträgen in den letzten Monaten spärlich umgegangen bin.
Zwei Gründe:
Der Blog feierte am 1. September sein vierjähriges Jubiläum. Kein Grund, ein Feuerwerk abzufackeln. Aber immerhin hat dieses Projekt viel länger Bestand als ich es mir je vorzustellen wagte. Herzlichen Dank für eure Gewogenheit. Ein echter Motor für mich, ins fünfte Jahr zu gehen.
Das langjährige Bestehen des Blogs und bis dato 404 Beiträge bringen es mit sich, dass ich nicht mehr so viele Themen finde, die die Buchstaben auf dem Screen lohnen. Als Texter bin ich naturgemäß kritisch mit meinen Inhalten.
Der zweite Grund ist Zeit. Die Agentur brummt und da fehlt mir etwas die Muße, über eben jene Themen zu reflektieren, die ihre Tastatureinschläge lohnen.
Heute ist es aber wieder soweit. Insofern danke Jenny – für deinen sanften Tritt in meinen Blogarsch.
Bewegt haben mich in den letzten Wochen die bekannten Lautsprecher unserer Zunft.
Klappern gehört zum Handwerk, deshalb habe ich grundsätzlich nichts dagegen und empfinde einen gewissen Respekt für Personen, die sich trauen, öffentlich so richtig vom Leder zu ziehen.
Doch ist es immer wieder faszinierend zu sehen, wie sie Wasser predigen und selbst weiterhin kontinuierlich nur Wein produzieren. Manchmal ist der Fusel sogar noch dünner.
Klar, dass sich Agenturen und Kreative in diesen Zeiten neu orientieren müssen. Weg vom Gimmickideenlieferant (= Goldideenlieferant), hin zum ernsthaften Inspirator für große und wirksame Kommunikationslösungen.
Aber Produkte erfinden, das müssen Agenturen nicht, um in Zukunft zu bestehen.
Ich "kann Kommunikation“ (oder besser gesagt, ich bemühe mich).
Aber ich kann nicht „Lebensmittel“, „Auto“, „Hundefutter“ oder sonst was.
Ich will es auch nicht können.
Ich will Kunden leidenschaftlich gerne dabei helfen, schon bei der Entwicklung von neuen Produkten mit Kommunikation die richtigen Gene für eine erfolgreiche Marke zu legen.
Allein der falsche Name oder eine mittelmäßige Verpackung können später viel Geld kosten und dafür sorgen, dass das Projekt gar nicht so weit kommt, wie es von seiner reinen Produktleistung vielleicht hätte kommen können.
Als Kreativer, der viele Unternehmen, Produkte wie auch Neueinführungen und Flops kennenlernen durfte, hat man ein sehr gutes Gespür dafür, ob eine Produktidee sehr gute, gute oder nur mittelmäßige Gene hat. Und was man in der Kommunikation und im Marketing tun kann, dass die mittelmäßigen oder guten Gene zu sehr guten Genen werden.
So ein Projekt mit glücklichen Genen ist followfish.
Wir wollten 2007 eine Bewegung starten, um Menschen in Zeiten von Überfischung wieder Lust auf Fisch zu machen. Mit einem durch und durch nachhaltigen wie transparenten Fischangebot.
Und die Bewegung nimmt 2012 tatsächlich ihre nächste Kommunikationsstufe (siehe unten).
Wir haben vom Start an die Idee geglaubt. Wir haben Durchhaltevermögen bewiesen. Wir dürfen jetzt das Wachsen dieser Idee begleiten. Und können den Erfolg manchmal selbst kaum glauben.
Wir - das heisst ganz ausdrücklich Kunde und Agentur. Denn eines der größten Erfolgsrezepte von starken Ideen ist, dass Kunde und Agentur auf Augenhöhe agieren und sich als gleichberechtigte Partner sehen.
Das wurde mir mal wieder überdeutlich, als wir vor ein paar Monaten eine dieser typischen Agenturpräsentationen bestritten haben. Sogenannte Credential Meetings, bei denen sich die Agentur prospektiven Kunden mit ihrer Philosophie, ihren Tools und ihren Arbeiten vorstellt.
Der betreffende Kunde hatte diesen gelangweilten „kenn ich eine, kenn ich alle Agenturen“-Blick und ließ unsere Vorstellung höflich über sich ergehen. Ein weiterer dieser Ideenlieferanten stellte sich ihm vor, so wie er es schon 100mal erlebt hat.
An dem Punkt, an dem er begriff, dass wir für followfish nicht nur die Kampagne, sondern die Marke mit erfunden hatten, änderte sich seine Haltung plötzlich.
Es wurde fortan ein Gespräch auf Augenhöhe.
Leider sorgen – besonders deutsche – Agenturen mit ihrem Goldideen-Fanatismus immer noch im großen Stil dafür, dass wir uns weit unterhalb besagter Höhe befinden.
Vergangene Woche durfte ich erst wieder in einer Anzeigen Jury drei (oder waren es vier?) verschiedene Kampagnen à 3 Doppelseiten-Motiven einer mittelständischen Marke bewerten. Einer Marke, deren Mediabudget schätzungsweise bei 1 bis 3 Milionen liegt. Einer Marke, deren Anzeigen ich das ganze Jahr nicht einmal irgendwo gesehen habe.
Wenn unsere Branchengrößen davon reden, dass wir beim Kunden wieder auf Augenhöhe kommen müssen, dann sollten wir vorher dafür sorgen, dass unser Wasserreservoir glaubhaft gefüllt ist.
Erst mal machen, dann laut sprechen.
Dann wird es auch was mit der Augenhöhe.
2 Kommentare:
Oh.. ich werde erwähnt. Dankeschön!
Und herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Bloggeburtstag!
Wenn dir die Themen ausgehen (bewahre!) , vielleicht magst du ja von deinen Lesern mal hören, was sie gerne von DIR lesen würden?! Themeninspiration von den Junioren quasi ;)
Liebe Grüße, Jenny
@Jenny: Themenwünsche hier platzieren. LG nach S.
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