Mittwoch, 14. Dezember 2011

Es wird zu viel gerotzt.

Mein Thema kommt aus dem Nichts. Es gibt keinen trifftigen Grund, es gerade heute zu posten. Es gibt aber auch keinen trifftigen Grund, es ewig unerwähnt zu lassen.

Es geht um die vermeintlichen Nebenkriegsschauplätze Konzeptbeschreibungen, Präsentationstexte oder Treatments. Auf diesen Nebenkriegsschauplätzen wird gerne mal die Schlacht um die Idee verloren.

Es fällt mir immer wieder auf, wie wenig Sorgfalt viele Texter bei dem wohl häufigsten Teil ihrer handwerklichen Arbeit walten lassen, dem Beschreiben ihrer Ideen.

Diese Texte werden meistens flüchtig hingeschrieben. So, wie es dem Verfasser gerade in den Sinn kommt. Was zu unpräzisen und redundanten Leseerlebnissen führt.

Dabei sind die Gedanken oftmals gar nicht schlecht. Aber sie werden in zu große Mengen verbales Luftpolster gepackt, so dass der Leser ihren guten Kern gar nicht mehr findet. Oder finden will.

Dazu gesellt sich gerne stilistische Holzerei. Texte fangen mit „weil“, „etwa“ oder „statt“ an, was neben der Verständlichkeit auch den Spaß am Lesen kostet.

Es kommen vermehrt Worte wie „gebrandet“, „geforwardet“ oder „gefollowed“ vor. Und die Gedanken werden in mehrzeilige Satzwürmern einfach aufs Papier losgelassen.

Hingerotzt.

Das Unangenehmste sind diese Längen. Sie kosten nicht nur Verständlichkeit, sie stehlen allen Beteiligten ihre Zeit.

Wer wirklich verständliche Texte schreiben will, der muss sich zwingen, über jeden Text noch mal sorgfältig drüber zu gehen. Und dann noch einmal.

Umformulieren, präzisieren und vor allem: kürzen.

Konzepttexte müssen nicht kreativ brillant sein, sondern eine Idee verkaufen. Meistens Leuten, die sowieso schon viel lesen müssen. Einfache Worte und Satzbauten helfen mehr als filigrane Komplexität.

Ein Text, der nach viel aussieht und kompliziert klingt, wird beeindrucken. Ein absoluter Irrglaube. Autoren, die kompliziert texten, wollen entweder ablenken. Oder sind faul.

Nehmt euch also ruhig mehr Zeit für das Überarbeiten eurer Texte, sie wird euch an anderer Stelle erspart bleiben.

Und noch was: Briefings und E-Mails schadet die vorgeschlagene Herangehensweise auch nicht.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das hätte man auch in einem kürzeren Eintrag beschreiben können!

Anonym hat gesagt…

Tut mir leid, aber hier muss ich die Texterehre schützen! Die Worthülsen und den unverständlichen Marketing-Schrott wird dem Texter gern von der (ich bleibe stur dabei: völlig überschätzten) Strategie oder auch gern von der Beratung in die Feder diktiert.

Und wenn nicht diktiert, dann mischen sich hundert Meinungen(gern auch von der GF!!) in die geschriebenen Ideenbeschreibungen oder Treamtents mit ein. Am Ende gehst du als Texter nur noch in die "Duldungsstarre".

Kleiner Tipp von mir: Jeder meint beim Texten mitreden zu können, nach dem Motto: Ich hatte ja Deutsch als LK im Abi. Ein bisschen mehr Zurückhaltung und den Texter einfach mal machen lassen. Wir können das nämlich (is dämlich) sehr gut. Funktioniert bei Arties ja auch hervorragend, die müssen nur sagen: Im InDesign geht das nicht und alle nehmens hin.

Mag Ausnahmen geben, aber bitte: Meinungen sollten auch nicht einfach nur hingerotzt werden. Das trifft jede Menge Kollegen, die schon lange keinen Bock mehr auf die Werbekacke haben und sich dann noch von GFs, die nur auf ADC-Sitzungen rumhängen. sagen lassen müssen, dass ist noch nciht rund geschrieben.

Zschaler hat gesagt…

@anon13:59: Zu platt. Auf diesen Kommentar hätte man seine gesamten Ersparnisse wetten können.

Zschaler hat gesagt…

@anon14:14: Seit wann schreibt dir ein Stratege bei deinen Ideenbeschreibungen oder Konzeptexten vor, was du schreiben sollst? Armer Kerl.

Mark hat gesagt…

Famose Lehrer der Volksschule liessen uns Schüler Aufsätze schreiben, die in Folge um die Hälfte zu kürzen waren und die daraufhin ein weiters Mal um die Hälfte zu kürzen waren.

drikkes hat gesagt…

Wie sagte Blaise Pascal schon so treffend: ""Bitte entschuldigen Sie den langen Brief, ich hatte keine Zeit, einen kurzen zu schreiben."

Gerwin hat gesagt…

Ich kann die Erfahrungen von anon14:14 besten nachvollziehen. Da die Berater nun mal beim Kunden präsentieren, möchten sie es in ihrer Sprache tun. Das Ergebnis ist das übliche Marketing-Geschwurbel. Hierzu möchte ich auch noch eine Beobachtung meinerseits ergänzen: Sehr viele (fast alle?) Unternehmen bieten ihre Unternehmensbroschüre als Download an. Das Problem ist nur: Sie nennen sie nicht so, sondern eben gemäß Marketingsprech Imagebroschüre. Das raubt dem Ganzen doch sofort jegliche Glaubwürdigkeit.

Matthias Maschmann hat gesagt…

Sorry, aber ich höre aus den Kommentaren von anon14:14 und Gerwin nur die alte Leier des Kampfes zwischen Kreation und Beratung raus. Pffff. Ein guter Berater ist sehr wohl in der Lage, ohne Marketinggeschwurbel zu präsentieren. Und ein schlechter Texter ist sehr wohl in der Lage Marketinggeschwurbel in seine ideenlose Texte einzuzwirbeln. Und was SZ zum Rotzen geschrieben hat, stimmt leider auf den Punkt!