Manche Kampagnen, die ich im Straßenbild oder in Tageszeitungen sehe, bereiten mir fast schon körperliche Schmerzen. Gerade über Ostern wurde ich mit dieser leidvollen Erfahrung wieder einmal konfrontiert.
In den letzten Tagen begegnete mir eine Kampagne auf einigen Kanälen und an einigen Straßenecken, die ich selbst gern on air gehabt hätte. Nur eben nicht so.
Diese Schmerzerzeuger gehören zur Gruppe von Kampagnen, deren Briefing man selbst auf dem Tisch hatte und gegen die man in einem Agenturpitch unterlegen war.
Balsam auf die eigene Pitchbilanz ist höchstens die Erfahrung, dass kein Kreativer auf der Welt mehr Wettbewerbspräsentationen gewonnen als verloren haben dürfte.
Ein sehr guter Schnitt „gewonnen“ versus „verloren“ ist 1:3. In der Regel ist der Durchschnitt aber eher schlechter. Speziell dann, wenn man sich als Agentur nicht ausschließlich auf den Gewinn des Etats konzentriert (und das präsentiert, was man meint, dass es der Kunde sehen will), sondern darauf, dass Briefing perfekt zu erfüllen (also das präsentiert, was man als Agentur zielführend findet).
Natürlich ist man in den meisten Fällen enttäuscht, wenn man sich mit seinen Ideen nicht durchsetzt. Zumal man viele Überstunden und extra Budget investiert hat, um den Zuschlag zu bekommen. Was das Ganze aber noch frustrierender macht, ist die Tatsache, dass es äußerst selten vorkommt, dass die "Siegerkampagne" besser ist als der eigene Vorschlag.
So gut wie nie komme ich beim Anblick „der anderen“ auf den Gedanken: verflucht, die ist einfach besser.
Hat man nun einfach keine Ahnung oder nicht die richtigen Ideen, wenn man sich viel zu häufig in dieser Zweiter-Sieger-Position wieder findet?
Nun, neben der Kreation tragen oft die persönliche Chemie, individuelle Verbindungen oder persönlicher Geschmack zum Zuschlag durch den Kunden bei.
Und leider viel zu oft: Marktforschung.
Jede Niederlage hat aber auch etwas Positives. Wenn die Kampagne ganz weit weg von dem Niveau ist, auf dem man sich die Werbung vorgestellt hätte, wäre die Zusammenarbeit mit dem potentiellen Kunden meistens auch nicht von Harmonie begleitet worden.
Es gilt der alte Spruch, dass jeder Kunde die Agentur/Kampagne bekommt, die er verdient.
Ok, auf in den nächsten Pitch.
11 Kommentare:
Na, jetzt wollen wir aber schon wissen, welche Kampagne das wäre :)
Ein Beispiel wäre auch schön....für die Bloggemeinde...
LD-Version-On-Air-Version !
Um es mal wie das Rateteam von Robert Lembke zu sagen:
Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich um eine Kampagne für ein Hotelreservierungsportal handelt?
@Phil + Anon15:48: Aus GRünden der Fairness möchte ich weiterhin still leiden.
@Anon15:56: Das gibt leider keine 5 Euro ins Schweinderl.
Momend'amoil: Alle anderen Gründe bedaure ich auch, aber: Marktforschung trägt "leider" und "viel zu oft" zur Entscheidung des Kunden bei?
Marktforschung ist doch toll (yeah, honk if u love Marktforschung). Sie sagt uns, was funktioniert und was nicht. Wo ist das Problem? Ich wünschte ich hätte viel öfter Daten mit denen ich arbeiten kann, als dies zuerzeit der Fall ist.
Ach ja und: Kopf hoch wegen des Pitches. Passiert.
Genau. MaFo ist total super. Nur passiert im Pitch keine Erforschung eines realen Marktes, sondern pseudovalides Hineingeheimnissen. Mit ensprechenden Ergebnissen. Gut: Hunde, Babies. Schlecht: die Farbe schwarz. Oder so.
The best ad ever - and how to ruin it:
http://bit.ly/9aDTqH
@AndreasK: meine Antwort hätte der von Anonym18:36 geglichen. Und auch der Link wäre der selbe gewesen.
Abgesehen davon erzählt die Mafo nicht, was funktioniert. Es sei denn, man ist bereit, Ablehnung als positiv zu sehen und Zustimmung gefährlich zu finden. Und das ist jetzt kein Wir-sind-so-edgy-dass-es-kracht-Gefasel, sondern kommt (unter anderem) aus der Rheingold-Ecke:
http://tinyurl.com/yepjrwy
Cool, danke für die Antworten und die Links!
und was wäre jetzt so eine kampagen bei der du dachtest: "verflucht, die ist einfach besser."?
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