Montag, 3. November 2008

Moderne Kampagnenführung.

Vergangene Woche wurden mir zwei internationale Arbeiten übermittelt, die ich wirklich als sehr beachtenswert empfinde.

Ja, ich hatte das Gefühl, so kommt Werbung unserer Zeit daher.

Deshalb will ich sie euch nicht vorenthalten.

Das erste Beispiel ist aus dem amerikanischen Wahlkampf.

Ich denke, viele von Euch werden davon schon gehört und es selbst weitergeschickt haben.

Es ist ein Film, der wie eine Fernsehberichterstattung von der Wahl gemacht ist. Der Bericht geht der Frage nach, wer Schuld an der Wahlniederlage von Barack Obama ist. Denn Obama hat mit nur einer Stimme Unterschied verloren.

Derjenige, der Schuld ist, bist: du.

Oder eben jeder andere, dessen Namen man per Internet eingibt.

Mein persönlicher Film, der mir geschickt wurde, heisst Obama’s Loss Traced to Stefan Z.

Schaut ihn euch selbst an.




Sicher ist das keine sensationelle Neuerfindung, dass man einen Namen im Internet eingibt und dieser Name dann Teil der Kommunikation wird.

Der Reiz dieser Arbeit liegt aber darin, dass das Wahlkampfteam von Obama so tut, als hätte er die Wahl verloren (was ja schon mutig genug ist). Und Schuld sind die Nichtwähler.

Mit dem Video schlägt das Team nun die bekannten zwei Fliegen mit der einen Klappe: es warnt davor, dass man als Nichtwähler riskiert, dass McCain es doch noch schaffen könnte. Und man holt sich durch diese Aktion zudem große Sympathiepunkte, denn das Ding macht Spaß und man schickt es unweigerlich weiter.

Ich konnte der Versuchung ebenfalls nicht wiederstehen. Aber DIY. Hier ist der dazugehörige Artikel auf Spiegel online.

Auch das Timing ist perfekt – kurz vor der Wahl.

Das zweite Beispiel kommt aus Neuseeland und zeigt ein 3D-Plakat für eine Fruchtgummi namens Fruit Burst, das zu einem bestimmten Zeitpunkt eine überdimensionale Nadel in eine überdimensionale Frucht rammt.

Man weiß nur nicht, wann.

Das Plakat wird über eine Webcam im Internet gezeigt und erhöht so die Spannung. Hier wird online und offline Kommunikation sehr spielerisch verzahnt und gleichzeitig eine starke Botschaft zum Produkt kommuniziert.



Die Website dazu findet ihr unter when will the fruit burst?

Die Präsentation einer Aktion mit der Webcam ist jetzt auch keine neue Erfindung, doch die Art des Plakates ist es. Und zusammen mit dem Internet ergibt sich hier für ein überschaubares Budget eine nationale Aktion.

Was ist daran nun modern?

Ich empfinde bei beiden Kampagnen den Umgang mit den digitalen Medien extrem zielorientiert.

Bei beiden Aktionen geht es darum, knallhart eine Botschaft zu transportieren (Nichtwähler unterstützen McCain, Fruit Burst schmeckt sehr fruchtig) – und trotzdem wird diese ernste Botschaft sehr spielerisch vermittelt.

Damit erreicht man, dass die Zielgruppe sich zum Botschafter der Botschaft macht. Sie spielt durch die Weiterverbreitung quasi mit.

Ich denke, dass ist der Weg, aus dem die Kommunikation von heute gemacht sein muss.

Belehrung war gestern, Begeisterung ist die Zukunft.

Tipp 44: Unterhalte deine Zielgruppe, dann unterhält sie sich auch über deine Botschaft.

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