Freitag, 21. Dezember 2012

Die Agentur der Zukunft.

Es scheint eine deutsche Eigenart zu sein, dass die Zukunft immer ganz exakt geplant sein muss. Wohingegen der Angelsachse die Zukunft einfach auf sich zukommen lässt und dann überlegt, was zu tun ist.

So kann eine Studie über „Die Agenturen der Zukunft“ eigentlich nur aus Deutschland kommen. 

Es ist nicht so, dass ich das schlecht finde, seine Zukunft gut zu planen. Und es ist auch nicht so, dass ich Studien ablehne.

Doch wenn ich am Ende mit all den Optionen dastehe, die die Studie darstellt, bin ich zwar um eben diese Menge an Optionen reicher. Aber wie genau meine Agentur jetzt aussehen muss, kann mir auch keiner sagen.

Und so stellt die Studie am Ende auch selbst fest: "Die eine perfekte neue Organisationsstruktur gibt es nicht".

Und jetzt?

Da scheint mir der Angelsachse etwas pragmatischer zu sein. Er schaut einfach, was seine Kunden so benötigen und arbeitet dann flugs daran, die nötigen Strukturen und Prozesse herzustellen.

Dennoch kann ich guten Gewissens allen, die zwischen den Tagen nicht so viel zu tun haben, das Lesen dieser Studie ans Herz legen, denn sie unterstreicht mit aller Deutlichkeit das, was wir alle spüren:

den Wandel des Geschäftsmodelles „Werbeagentur“. 

Ich halte dennoch folgendes dagegen: Totgesagte leben länger. 

Und dann dies: starke Ideen haben immer Hochkonjunktur.

Es fragt sich für Agenturlenker wie Agenturmitarbeiter nur, wie diese Ideen in Zukunft entstehen. Und wie sie in Zukunft leistungs- und erfolgsgerecht bezahlt werden.

Denn wir wissen: so schlecht wie in diesen Tagen wurde das Produkt Kreativität im Großraum Marketing und Kommunikation schon lange nicht mehr bezahlt. Was letzendlich ja zu so einer Studie geführt hat.

Ich möchte hier das Thema "Arbeitsverhältnis und Mitarbeiter" ausklammern. Und mich auf den Kern des Geschäftes konzentrieren: wie verdient man mit guten Ideen auch wieder gutes Geld.

Ich habe in den vergangenen zwei Jahren die folgende Entwicklung beobachtet: Je größer ein Unternehmen (und damit: je stärker ihre Einkaufsabteilung), desto weniger Sinn für die erfolgsabhängige Bezahlung von Ideen.

Doch genau da liegt die Zukunft.

Neben den klassischen Bezahlmodellen (Retainer, Projekt-basiert)  haben wir uns bei Leagas Delaney Hamburg ein zweites Standbein aufgebaut, das natürlich noch in der Explorationsphase ist:

die Idee als Investment.

So, wie sogenannte Venture Capitalists Geld in vielversprechende Startups und Unternehmensideen investieren, so investieren wir Kommunikations- und Marketingideen in eben solche.

Regelmäßige Leser des Blogs und Freunde unserer Agentur kennen den followfish-Case.

Er ist inzwischen zu einem Vorbild für ein mögliches Zukunftsszenario von Agenturvergütung geworden – und auch in der Studie als solches erwähnt.

Wir haben Name, Design, Vermarktungsidee (Tracking Code) und Kommunikation investiert – und tun es noch. Im Gegenzug sind wir am Verkauf jeder Packung beteiligt.

Von Projekten dieser Art haben wir inzwischen drei weitere laufen.

Der große Vorteil ist dabei – noch – nicht das Bezahlmodell.

Der große Vorteil ist die Erfahrung, die wir damit sammeln. Und die Beziehung zum Kunden. Denn der Kunde sieht die Agentur als Partner – nicht als bloßen Ideenlieferant. Das macht einfach unheimlich Freude und motiviert bis in die Haarspitzen. Was die Frage, wie man Mitarbeiter in Zukunft bindet, gleich mit beantwortet.

Wir arbeiten auf Augenhöhe und der Kund schätzt unsere Ratschläge. 

Ganz profan gesagt, er freut sich schon, wenn wir kommen und neue Ideen präsentieren. Und hat dann richtig Lust, diese umzusetzen. Noch profaner gesagt: sein Handy ist während der Präsentation auf jeden Fall ausgeschaltet.

Er reagiert auf die Ideen mit Energie, Leidenschaft und Risikobereitschaft.

Das wiederum macht ihn attraktiv für Mitarbeiter und motiviert sie in gleichem Maße wie die Chefs, weil sie nicht als jederzeit austauschbare Personal gesehen werden. Und ihre Arbeit wieder Anerkennung und Respekt erfährt.

Eigenschaften, die besonders dann wichtig sind, wenn Ideen abgelehnt werden. Auch das kommt bei Startups natürlich vor. Aber die Kreativen gehen dann trotzdem motiviert daran, etwas komplett Neues zu entwickeln.

Was dieses Idea-Investment-Modell, neben sehr viel Geduld (followfish hat 5 Jahre gebraucht, um sich „bezahlt“ zu machen), noch benötigt, ist eine gute Spürnase der Entscheider.

Denn wie bei jedem Investment in die Zukunft muss man natürlich abschätzen können, ob die Unternehmensidee, die einem da angetragen wird, auch wirklich ein Erfolg werden kann.

Und genau das macht es so spannend und interessant für mich. 

Die Studie stellt denn auch fest: Agenturen müssen für Mitarbeiter oder freie Netzwerke wieder Werte und Visionen bieten, mit denen diese sich identifizieren können. 

Sie müssen innovative Projekte (Business Cases) schaffen, die nicht nur für Mitarbeiter, sondern auch für Kunden interessant sind. Und sie müssen spannende Kollegen beschäftigen.

Letzere kommen automatisch, wenn ersteres gegeben ist.

Die Lernfähigkeit von Agenturen wird in Zukunft den Unterschied machen.

Im übrigen auch die Lernfähigkeit der Kunden, wenn sie attraktive Kunden bleiben wollen.

Allen Lesern und Freunden wünsche ich einen guten Start ins neue Jahr. In die Zukunft also.