Freitag, 23. April 2010

Missbrauchsopfer.

Ich bin nicht katholisch und habe auch kein Internat besucht. Ich schreibe hier eigentlich nur ab und zu, was ich so über Kommunikation denke und versuche dann, diese Beiträge über mein Netzwerk bei Facebook und Twitter einem größeren Publikum zugänglich zu machen.

Ich verbreite auch keine anstössigen Inhalte (na ja, ok, bis auf unser Video neulich vielleicht). Und veröffentliche keine sexuell abartigen Texte.

Dennoch bin ich ein Missbrauchsopfer geworden. Ein "Freund" hat meine Links zu meinen Blogbeiträgen bei Facebook gemeldet und somit landen diese nun in der Missbrauchs-Sackgasse.

Man kann diese Form der Blockierung nicht rückgängig machen (auch nicht mit einer neuen TinyURL) und so frage ich mich, ob das System von Herrn Zuckerberg diese Sperrklausel-Einstellung optimal geregelt hat.

Wie auch immer, ich plädiere dafür, ab sofort auch eine Feindesliste bei FB anzulegen. Dann wird wenigstens mit offenem Visier gekämpft.

Bin mal gespannt, wie lange es braucht, dass der Link zu diesem Beitrag von meinem "Freund" gesperrt wird. Darf ich dich, lieber Freund, mit ein paar netten Schimpfwörtern bedenken?

Danke, jetzt geht es mir besser.

Nicht ganz zum Thema passt der folgende Film, aber er nimmt den Hype um Social Media so herrlich aufs Korn.




Film über "Social Media Kampagnen" von der schwedischen Wirtschaftszeitung Dagens Industri.

Donnerstag, 22. April 2010

Perspektive verschieben.

Es kommt immer wieder die Frage von jungen Kreativen auf, wie man auf gute Ideen kommt.

Ein bewährter Weg ist, die Perspektive zu verschieben.

Die Perspektive, wie man ein Produkt sieht, wie man darüber denkt, wie man es nutzt, wie man es zu sehen gewohnt ist, etc.

Perspektiven kann man gedanklich oder visuell verschieben.

Der folgende Film für Samsung hat "Perspektiven verschieben" gleich zur visuellen Idee gemacht. Zusammen mit den Möglichkeiten der digitalen Technik ist ein ganz nettes Filmchen auf die Beine gestellt worden:

The 3D Truth in Old Masters.



Film "The 3D Truth in Old Maters" für Samsung von The Viral Factory, London. Am Chart hinten hätte man vielleicht noch etwas arbeiten können.

Donnerstag, 15. April 2010

10 Jahre in Hamburg.

Am 1. Mai im Jahre 2000 haben mein Partner Hermann und ich in Hamburg die Agentur Leagas Delaney eröffnet.

In einem Mietbüro im Chilehaus.

Obwohl es Feiertag war, haben wir losgelegt. Wenigstens war es der Tag der Arbeit. Das passte ja bestens.

Am Freitag, den 30.4.2010 werden wir nun unseren 10-jährigen Geburtstag in Hamburg feiern. Besser gesagt, rein feiern.

Das Londoner Mutterhaus selbst feiert dieses Jahr übrigens sein 30-Jähriges.

Wenn man sich den weltweiten Markt der Werbeagenturen mal so ansieht, so gibt es wenige bis fast gar keine Agenturen, die noch unabhängig, kreativ und international sind – ohne zu irgendeinem Network, einer Holding oder sonst einer Investorengruppe zu gehören.

Selbst die bekannten internationalen Kreativgrößen haben irgendwo ein Network in ihren Anteilen stecken.

Wenn man so will, ist Leagas Delaney einer der wenigen internationalen Familienbetriebe in Sachen Kreativität.

Das darf ruhig mal gefeiert werden.

Die Gästeliste ist zwar schon geschlossen, aber wir habe uns überreden lassen, 3 x 2 Eintrittskarten unter all denen zu verlosen, die uns ein persönliches Geburtstagsfoto an x-win@leagasdelaney.de schicken.

Wenn einige geneigte Leser also Lust auf diese Party haben, dann schiesst los. Wir feieren mit Kunden, Kollegen, Servicepartnern, Freunden und natürlich mit unseren Mitarbeitern.

Tim wird ebenfalls anwesend sein.

Der Film zur Vorfreude sagt mehr:

Dienstag, 13. April 2010

Schwimmen, nicht filtern.

Kommunikation in den sozialen Netzwerken funktioniert nicht so, wie wir klassischen Werber es gewohnt sind. Da beisst die Maus keinen noch so strammen Faden ab, auch wenn es manche nicht wahrhaben wollen.

Kontrollverlust ist sicher ein wichtiger Grund, warum sich viele Kunden hierzulande immer noch nicht voller Überzeugung an dieses Medium heran trauen. Obwohl man mit guten Konzepten viel erreichen kann. Bei weniger finanziellen Einsatz.

Ich bin seit einiger Zeit bekanntlich auf Facebook und Twitter unterwegs und ja, es geht mir teilweise gehörig auf die Nerven, was meine Freunde da so an Informationsmüll absondern.

Aber ich kann sie ja verbergen. Oder wieder entfernen.

Und auch ich sondere für viele meiner Freunde sicher "Müll" ab (siehe mein neuestes Portraitbild rechts - hat mich gleich 3 "Freunde" gekostet).

Es bleibt aber mir überlassen, welchen Kreis von „Informanten“ ich aufbaue, um mich mit der Chance auf Neuigkeiten versorgen zu lassen, die mich wahrscheinlich interessieren würden.

Letzte Woche zum Beispiel wurde ich in meinen sozialen Netzwerken auf ein Interview der Fachzeitschrift Horizont hingewiesen, über das ich erst heute erst etwas reflektieren kann.

Der Zukunftsforscher und Organisationspsychologe Peter Kruse hat sich zu der „Erscheinung“ der sozialen Netzwerke und einem sinnvollen Umgang geäußert.

Das Interview bietet dem Facebook- oder Twitter-Junkie nicht so viel Neues, allerdings ist eine seiner vielen Antworten so treffend, so dass ich sie hier zitieren möchte.

Es geht darum, wie man die für einen interessanten Informationen in den sozialen Netzwerken aus dem permanenten Strom an Informationen herausfiltert. Für ihn ist das keine Sisyphus-Aufgabe, sondern eine Frage der Informationsverarbeitungsstrategie.

Zitat:

„Wenn man alle Informationen in den sozialen Netzwerken detailliert nachvollziehen wollte, wie beim Lesen eines Buches – detailsicher bei Kontext und Zitat – dann platzt einem irgendwann die Birne. Es gilt Unschärfen zu akzeptieren.

Nämlich wie?

Schwimmen, nicht filtern.

Dann spürt man die Strömung, die Dynamik der Welt.

Wenn jemand anfängt zu twittern, frag ich mich immer: nutzt er Twitter als PR-Instrument, will er kontrollieren oder will er wirklich mitschwimmen, möchte er Teil dieser Dynamik werden?

Es geht darum, angekoppelt zu sein, es geht um die Lust an der Unkalkulierbarkeit.

Es ist eine Form zu leben, anstrengend aber anregend – eine Bereicherung.

Wer „Herr oder Frau der Lage“ bleiben will, für den ist das Internet inzwischen ein sehr unangenehmes Medium.

Wer einen Ameisenhaufen aufräumen möchte, wird sich schnell überfordert fühlen. Wer aber beobachtet, welche Wege die Ameisen gehen und wie sie ihren Staat organisieren, für den ist das ein faszinierendes Geschehen.

Aber, wem es dennoch auf Dauer nicht gelingt, Muster zu erkennen, der läuft Gefahr, einfach ins Driften zu geraten. Das verbraucht nur viel Zeit und bringt nichts und ist noch am ehesten der unproduktiven Gedankenflucht in einem psychotischen Schub vergleichbar.“

Bingo.

Hier das vollständige Interview.

Mittwoch, 7. April 2010

Einen Ferrari kann eben nicht jeder fahren.

Eine einmalige Agentur ist an die Wand gefahren worden. Wer einmal dort gearbeitet hat, den lässt das nicht unberührt.

Heute wurde die Insolvenz von Springer & Jacoby bekannt gegeben. Aber die Marke lebt weiter. Ohne lange nachzudenken, kann ich 30 „renommierte“ Werber aufzählen, die viele Werte der Agentur in sich tragen. Und ich würde vermuten, es sind sogar eher mehr.

Das schaffen wenige Agenturen.

Vor wenigen Wochen traf ich Konstantin Jacoby bei einer Veranstaltung in Berlin im Aufzug wieder und fühlte mich wie früher. Für ein paar Stockwerke war ich plötzlich wieder der kleine Texter aus Unit 3. Und er war mein Ober-CD.

Die Bewunderung für eine klare Haltung und für ein konsequentes Unternehmertum war sofort wieder da. Vielleicht, weil ich inzwischen selbst Unternehmer bin und weiß, wie schwer es ist, klar und konsequent zu bleiben.

Vergessen habe ich, dass er mich mal mit der Polizei bei Jung von Matt rausholen lassen wollte (ich hatte gekündigt, um zur gehassten Konkurrenz zu gehen und er meinte, dass ginge nicht).

In meinem Kopf bleiben nur all die mutigen Entscheidungen und die Leidenschaft für das Einfallsreiche.

Mut, den nur Leute haben, die Kreativität lieben.

Werbung ist ein „Peoples Business“. Du brauchst Kreative, die mit der Agentur in Verbindung gebracht werden. Denkweisen, mit denen sich Kunden wie Mitarbeiter identifizieren können.

Wenn diese Persönlichkeiten aussteigen, dann müssen sie rechtzeitig dafür sorgen, dass neue Persönlichkeiten aufgebaut werden, die die kreative Philosophie der Agentur weiter tragen.

Kein Geheimnis.

Und so gab es auch einige Nachfolger, die den Geist von S+J erfolgreich weiter getragen haben.

Bis dann ein Investor eingestiegen ist, der mit seiner kreativen Philosophie äußerst erfolgreich Dampfwalze über Landstraßen gefahren ist, jetzt aber endlich mal einen Ferrari auf der Autobahn lenken wollte.

Bumm. Zack. Aus.

Werbung ist so einfach.

Einfachheit.

Übrigens die Erfolgs-Philosophie von Springer und Jacoby.

Link: e wie einfach


Der legendäre Credentials-Film "Simplicity" der Agentur Springer + Jacoby. Den schlechten Werbespot, der da vorgeschaltet ist, hat er nun wirklich nicht verdient.

Montag, 5. April 2010

Erkenntnisse eines Pitch-Verlierers.

Manche Kampagnen, die ich im Straßenbild oder in Tageszeitungen sehe, bereiten mir fast schon körperliche Schmerzen. Gerade über Ostern wurde ich mit dieser leidvollen Erfahrung wieder einmal konfrontiert.

In den letzten Tagen begegnete mir eine Kampagne auf einigen Kanälen und an einigen Straßenecken, die ich selbst gern on air gehabt hätte. Nur eben nicht so.

Diese Schmerzerzeuger gehören zur Gruppe von Kampagnen, deren Briefing man selbst auf dem Tisch hatte und gegen die man in einem Agenturpitch unterlegen war.
 

Balsam auf die eigene Pitchbilanz ist höchstens die Erfahrung, dass kein Kreativer auf der Welt mehr Wettbewerbspräsentationen gewonnen als verloren haben dürfte.

Ein sehr guter Schnitt „gewonnen“ versus „verloren“ ist 1:3. In der Regel ist der Durchschnitt aber eher schlechter. Speziell dann, wenn man sich als Agentur nicht ausschließlich auf den Gewinn des Etats konzentriert (und das präsentiert, was man meint, dass es der Kunde sehen will), sondern darauf, dass Briefing perfekt zu erfüllen (also das präsentiert, was man als Agentur zielführend findet).

Natürlich ist man in den meisten Fällen enttäuscht, wenn man sich mit seinen Ideen nicht durchsetzt. Zumal man viele Überstunden und extra Budget investiert hat, um den Zuschlag zu bekommen. Was das Ganze aber noch frustrierender macht, ist die Tatsache, dass es äußerst selten vorkommt, dass die "Siegerkampagne" besser ist als der eigene Vorschlag.

So gut wie nie komme ich beim Anblick „der anderen“ auf den Gedanken: verflucht, die ist einfach besser.

Hat man nun einfach keine Ahnung oder nicht die richtigen Ideen, wenn man sich viel zu häufig in dieser Zweiter-Sieger-Position wieder findet?

Nun, neben der Kreation tragen oft die persönliche Chemie, individuelle Verbindungen oder persönlicher Geschmack zum Zuschlag durch den Kunden bei.

Und leider viel zu oft: Marktforschung.
 

Jede Niederlage hat aber auch etwas Positives. Wenn die Kampagne ganz weit weg von dem Niveau ist, auf dem man sich die Werbung vorgestellt hätte, wäre die Zusammenarbeit mit dem potentiellen Kunden meistens auch nicht von Harmonie begleitet worden.

Es gilt der alte Spruch, dass jeder Kunde die Agentur/Kampagne bekommt, die er verdient.
 

Ok, auf in den nächsten Pitch.