Montag, 2. März 2009

Die Wettbewerbs-Saison ist eröffnet.

Bei meinem ziellosen Surfen durch die zahlreichen Kreativ-Archive des World Wide Web bin ich heute auf zwei schöne Arbeiten aus Deutschland gestoßen.

Inzwischen habe ich einen ganz guten Blick für Arbeiten entwickelt, die eher für Wettbewerbe als für einen zielgerichteten Media-Einsatz gemacht sind.

Es geht um eine Anzeigenserie für den Allradantrieb von Mercedes-Benz. Hier eines von drei Motiven:



Motiv "Skater" für Mercedes Benz von JvM.

Die andere Arbeit ist ein Spot für Loewe, den der von mir geschätzte Regisseur Alex Feil (Produktion: Element e) auf die Beine gestellt hat. Auf die Beine stellen kann man bei diesem Film wörtlich nehmen.




TVC „Symphony“ für Loewe von Scholz & Friends.


Die Printgeschichte erklärt uns, dass der Allradantrieb 4Matic "auf Eis zuhause ist".

Was für eine Neuigkeit.

Bei dem Film wird der extrem realistische Sound der Loewe-Fernseher herausgestellt.

Auch diese Nachricht hat die Welt noch nicht gehört.

Vom reinen Botschaftsgehalt her sind beide Arbeiten total generisch und dünn.

Die kreative Umsetzung der dünnen Botschaft allerdings ist klasse und handwerklich sind beide Arbeiten toll gemacht.

Ich möchte also betonen, dass mir in beiden Fällen die Umsetzung gut gefällt.

Aber das Problem unserer Zeit reflektieren sie geradezu exemplarisch: Kein Kunde würde im realen Marketingleben auf so eine dünne Botschaft setzen.

Doch mehr und mehr werden generische Botschaften ungewöhnlich in Szene gesetzt. Speziell von den Künstlern der Fake-Bewegung.

Ob Agenturen sich mit solchen Arbeiten nachhaltig profilieren (ausser auf den Wettbewerbsshows), stelle ich zur Diskussion.

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nunja, die Print-Idee gibt es schon einige Male. Bin etwas erstaunt, dass Du das für neu hältst. Guckst Du hier:
http://www.coloribus.com/paedia/prints/2007/10/24/194620/

Mit Typo gibt's solche Reifenspuren sogar noch öfter. Zum Film: Hab ich auch schon mal gesehen. War glaub ich ADC NY. Lasst uns doch lieber über Dinge sprechen, die wirklich neu sind.

milchsaeure hat gesagt…

Ehrlich gesagt: Unsere Kunden setzen im realen Marketingleben auf noch viel dünnere Botschaften. Mit Millionenspendings. Und Botschaften wie Tütensuppen sind schnell, einfach und lecker. Waschmittel machen sauber. Jetzt Auto kaufen und Umweltprämie kassieren.

Und so funktionieren Fakes nun mal: 1a Zubereitung, null Kalorien. Unsinnig ist diese Situation allemal, aber wir haben uns selbst da reinmanövriert. Und jetzt brauchen wir den Fix.

PS: Mit Orchestern haben es die Schollies, oder? Die Idee ist unser Gohohoott!

Anonym hat gesagt…

Aber das ist es ja, was die deutschen Arbeiten von den aus USA, England und was weiß ich nicht alles unterscheiden. Wenn wir da die Spots ansehen, Fake oder nicht Fake ist erstmal egal, dann haben die eine viel tiefergehende Botschaft. Dann sieht man diesen Spot und denkt z.B.: ja stimmt, so habe ich das noch nie gesehen.

Wir wollen mit der Werbung, die Wahrnehmung des Adressaten über unser Produkt verändern.


Da wird dann nicht einfach "wir sind super sicher auf Eis" "neu" dargestellt. Vielmehr müsste ein strategischer Punkt - was bringt mir das als Benutzer - in den Mittelpunkt gerückt und dann charmant umgesetzt werden.

z.B. VW Golf Nightdrive.

Anonym hat gesagt…

Ich komme übrigens bei dem Spot von LOEWE nie umhin, an die letzte Weihnachtspost von JvM zu denken.

http://weihnachten.jvm.de/

Zschaler hat gesagt…

Ehrlich gesagt hatte ich schon befürchtet, dass es die Ideen in irgendeiner Form schon gibt. Und das Mercedes-Plagiat ist nun offensichtlich (siehe Link von anon1:16h).

Nie war das Dilemma klarer. Je dünner die Botschaft, desto wahrscheinlicher, dass es die "ungewöhnliche" Idee schon gab.

Den Kommentaren von Fabian kann ich mich nur anschliessen. In GB und US nehmen sie Planning noch ernster. Und den Willen, wirklich andere Botschaften zu finden. Und wenn nicht, dann wenigstens die Umsetzung dazu.

Die deutsche Awardblase wird demnächst platzen. Man sollte sich schnell einen Regenschirm kaufen.

Anonym hat gesagt…

Was sagst du eigentlich zu dem Agenturmodell von Nordpol/Interpol? Hört sich eigentlich ganz fresh an oder?

Zschaler hat gesagt…

Dazu habe ich folgendes gesagt:

http://textergesucht.blogspot.com/2009/02/integriertes-beamtentum.html

Anonym hat gesagt…

BAM BAM...

http://www.youtube.com/watch?v=XEVvlyHQVjs&feature=channel_page

Anonym hat gesagt…

Wenn ich mir den Blog so durchlese merkt man, dass dich in Deutschland so einiges (zurecht) aufregt. Also von der Qualität der Arbeiten hin zu den Arbeitsweisen.

Wie arbeitet ihr denn bei Leagas? So als Boss könntest du doch eine ähnliche Arbeitsweise wie beispielsweise von CPB einführen.

Oder Fallon. Die haben ja auch Skoda und machen ganz geilen Scheiß .

Anonym hat gesagt…

Achso, und noch ne Frage. Der Skoda Spot "Cake" von Fallon. Find ich jetzt nicht sooo toll - also von der Umsetzung geil - aber die Aussage, naja naja.

Egal, in Cannes Gold gewonnen etc.

Wie kommts, dass die sowas machen und ihr nicht? Also klar, da hatte einer die Idee bla bla. Aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass die Deutschen Skodaverantwortlichen sowas feiern.
Bzw. sind die Tommys und die Deutschen bei Skoda da so unterschiedlich offen für solche Spots - oder hat Fallon das auf eigene Kosten gedreht?

Zschaler hat gesagt…

Drei Gründe, warum wir nicht so sind wie CPB und Fallon.

Erstens, wir sind eben wir. Zweitens, wir haben andere Kunden und einen anderen Markt.
Drittens, wir scheitern gerne mal an unseren eigenen Ansprüchen.

Bloggen ist das eine. Machen ist das andere.

Aber wir arbeiten daran.

Was Skoda angeht: Der UK-Kunde hat sichtbar andere Vorstellungen von Kommunikation als der deutsche Kunde.

Skoda Deutschland ist mittlerweile der größte Markt.

Anonym hat gesagt…

Dass die Transporter ganz groß vorfahren und dann nur ein süßes hauchzartes Nichts von "Botschaft" auf der Ladefläche haben, daran tragen viele Schuld. IMHO auch die Agenturen und alle die, die immer ganz bequem von "Emotionalisierung der Marke" reden und "Text brauchen wir nicht" etc. Die klassiche Werbung ist oft so platt wie eine leere Brötchentüte. Null Gedanke. Null Info. An den Beispielen ist interessant, dass es technische Produkte sind. "Words drive the brain" ...

Anonym hat gesagt…

Naja, ich weiß nicht, ob ich diese Einschätzung teilen möchte. Du schreibst, hier werden "generische Botschaften ungewöhnlich in Szene gesetzt". Die Reifenanzeige möchte ich mal außen vor lassen, beim Loewe-Spot bin ich aber anderer Meinung. Extrem realistischer Sound ist keine generische Botschaft: Soweit ich weiß, gibt es keinen TV-Hersteller, der Soundsysteme ähnlicher Qualität herstellt. B&O vielleicht, aber sonst? Darum find ich den Spot großes Kino, einfache Idee, klares Produkt, voll auf Marke und erst noch hübsch umgesetzt.