Dienstag, 24. Februar 2009

Von typischen TV Pointen. Und untypischen.

Ein gutes Film-Treatment liest sich wie ein gut erzählter Witz. Das war einst das Mantra von Konstantin Jacoby. Die klassische Kreativendenke. Oft trifft sie ja auch heute noch zu.

Eine Geschichte wird erzählt, ein Spannungsbogen baut sich auf und zack – am Ende folgt die überraschende Wendung.

Ein Beispiel:



Viraler Spot "Bouncy Castle" für Goodyear. Am Ende kommt es – im wahrsten Sinne des Wortes – dick. 

Ein sehr aufschlussreichen Artikel auf Spiegel Online in der letzten Woche untersucht die Psychologie von Humor. Unter dem Titel „Die Macht der Pointe“ stellt der geschätzte Autor Philip Bethge fest, dass sie groß genug sei, um zu manipulieren und zu verführen.

Wer weiß dass besser als wir Kreativen?

Doch durch die Inflaltion von Witzen in der Werbung wird speziell im Film (TV und Internet) mehr und mehr die untypische Pointe populär.

Wenn es um innovative Kreation geht, wohlgemerkt, und nicht um den Standard-Reklame-Käse.

Ein sinnvolles Anliegen, denn in der typischen Pointe liegt inzwischen fast schon eine gewisse Langeweile. Bei vielen durchschnittlichen Spots ahnt man schnell, dass gleich eine Pointe kommt. Und wenn sie nicht mal durchschnittlich sind, ahnt man auch noch, welche Pointe genau kommt.

Ist sie dann da (die Pointe) und nur im Ansatz lauwarm, muss man nicht lachen. Die Werbeabsicht geht sogar eher nach hinten los. Man fühlt sich verarscht.

Stellen wir zusammenfassend fest: Die typische Pointe ist, wenn der Höhepunkt der Erzählung am Ende kommt.

Warum auch nicht, schließlich sind wir Menschen das seit Jahrzehnten schon allein durch unser Sexualleben so gewohnt.

Woran erkennt man nun die untypische Pointe?

Ein Witz, dessen Gag schon am Anfang erscheint, ist selten einer.

Doch wir bewegen uns hier im Medium Film und deshalb kommt die untypische Pointe oft über die etwas andere Erzählweise, die Dramaturgie, den Schnitt, die Post Produktion oder eben die Art der Bilder.

Hier ein Beispiel:



Viraler Spot „Tips“ für careerbuilder.com von Wieden + Kennedy, Portland. Hier kommt die Pointe durch die etwas andere Erzählweise.

Obwohl der Autor Philip Bethge in seinem Artikel behauptet, dass die unvorhersehbare Pointe immer noch am lustigsten ist, spürt man bei Filmen wie dem obigen schon nach den ersten Bildern, dass etwas anders ist.

Gerade daraus zieht der Spot seine Spannung und seinen Humor.

Welche Form der Pointe ihr auch immer verwendet, die größte Kraft des Humores kommt aus Tabubrüchen. Daraus, andere zu verletzen, zu verhöhnen oder auszugrenzen.

Behauptung:

„Im ersten Augenblck ist es schwer, dem Sog der Pointe zu widerstehen. Dazu nutzt der Witz das Moment der Überraschung. Der Hörer kann sich dem Tabubruch nicht entziehen. Er wird zum Komplizen, ob er will oder nicht.“

Beweis:

Kommt ein Mann zum Tierheim und fragt: „Sagen Sie, mag der Schäferhund dort auch kleine Kinder?“.

Darauf der Wärter: „Ja, aber kaufen Sie besser Hundefutter, das kommt billiger.“.

Und dann wäre da noch ein fieser Nonnenwitz. Aber den lass ich mit Rücksicht auf die weibliche Leserschaft hier mal weg.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bin ich der einzige, der den zweiten Spot nicht mehr sehen kann? Oder ist das gerade die Pointe?! (also, ich meinte "nicht mehr sehen kann" im wahrsten Sinne des Wortes, nicht als Ausdruck von Abneigung)

Anonym hat gesagt…

Komisch, jetzt ist er wieder da. Der Spot.