Donnerstag, 5. Februar 2009

Hätte, wäre, könnte.

Es ist der Traum eines jeden Kreativen und auch der Traum eines jeden Markenverantwortlichen, dass über seine Werbung geredet wird.

Vorzugsweise natürlich positiv.

Ich bekomme in letzter Zeit wieder häufiger Filme geschickt, was in erster Linie wohl mit meinem Blog zusammenhängt.

Es ist heutzutage unter Kreativen ja ein gängiges Beurteilungskriterium für die Qualität eines Spots, wenn man sich fragt: Würde ich so etwas rumschicken? Neudeutsch: forwarden.

Nun wäre Kreation wirklich leicht, wenn man so einfach voraussagen könnte, dass ein Film oder ein Motiv mit einer gewissen Dramaturgie oder mit einer gewissen Exekution die Garantie liefert, herumgeschickt zu werden.

Aber oft wird ein Stück Werbung eben nicht so, wie man es sich vorgestellt hat. Oder es fehlt einfach das Budget, um den Spot so zu realisieren, wie er sein müsste, damit der rumgeht.

Oder, weil Selbstkritik gerne unterschlagen wird: die Idee war nicht so gut, wie sie als Scribble ausgesehen hat.

Das wirklich faszinierende an unserem Job ist, das man es mit einer genialen Idee (noch besser: mit einer genial einfachen Idee) immer wieder schaffen kann, fremde Leute zu begeistern und dazu zu bringen, sich mit der Marke und einer Botschaft zu beschäftigen. Oder noch besser, sich dafür zu begeistern. Selbst wenn sie Werbung nicht mehr sehen können.

Richtig gute Ideen überwinden diese Hürde.

In meiner Vorlesung an der Texterschmiede am Dienstag war genau das eine Frage, als wir kurz über die Burger King Kampagne "Whopper Freakout" gesprochen haben: So spektakulär klingt die Idee doch gar nicht (einen Tag lang keine Whopper verkaufen und die Reaktionen der Kunden aufzeichnen).

Richtig, die Idee hört sich eigentlich ziemlich banal an.

Aber man muss eben erst mal darauf kommen. Dann muss man daran glauben. Und dann den Kunden davon überzeugen.

Alle guten Ideen werden von Kreativen, die sie nicht gemacht haben, mit den Worten kommentiert: da hätte ich auch drauf kommen können (unausgesprochen: wenn ich nicht so doofe Kunden hätte, die nichts zulassen).

Vergiß es. Rede es dir nicht ein. Und rede dich nicht raus.

Genial einfache Ideen kauft fast jeder Kunde.

Setz dich hin und mach aus hätte, wäre, könnte endlich die Gegenwartsform.



Ein aufwändiger Spot, den ich rumschicken würde. TVC „Doubletake“ für monster.com von BBDO New York.



Ein aufwändiger Spot, den ich nicht rumschicken würde. TVC „Heist“ für Coca Cola von Wieden & Kennedy, Amsterdam.

6 Kommentare:

robzn hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
robzn hat gesagt…

Das Coke-Ding finde ich einfach nur langweilig. Schade um die kostbare Zeit. Da hätte man mehr draus machen können.

Der Monster-Spot gefällt mir. Zum Weiterleiten wäre ich hier aber noch zu faul. Ich hätte ihn weitergeleitet, wenn der Elch dem Typ als Abbinder noch auf den Kopf scheißt. Aber das hat die Agentur sicher so vorgeschlagen und monster.de war es zu heftig.

Anonym hat gesagt…

den monster spot hatte ich gleich weitergeschick.

den coke spot hatte ich mir nicht mal zu ende angeschaut.

- - - finde weiterschicken auch nen ganz guten messwert. aber nicht alle spots, die ich gut finde schicke ich auch weiter. aber ich guck sie mir mehrmals an. fünf, sieben, zehnmal... für mich ein weiteres qualitätskriterium. und schliesslich auch eine frage, die ich mir beim ausdenken immer wieder stelle: hätte ich bock den film selber zu sehen. und nochmal. und nochmal. und...

Anonym hat gesagt…

ich hab die erfahrung gemacht wenn ich meinen freunden werbung schicke, (allesamt haben nichts mit werbung am hut, beruflich zumindest), dann kommt es vielleicht bei einem von 10 spots vor das ich ein feedback bekomme. ich finde das nicht schlimm, aber es ist nicht einfach mal einen spot rumzuschicken und nach einer woche hab ich 1 million klicks.

viele meiner freunde finden gute werbung niocht schlecht, aber trotzdem ist es nicht interessant für die es weiter zu sagen. da gibt es andere themen.

was soll man da tun? die spots als musikvideo, reportage oder doku tarnen, bzw. aufbauen um gar nicht erst in der kategorie werbung zu landen?

Zschaler hat gesagt…

Einfach so gute Ideen ausdenken, dass deine Freunde nicht anders können als sie rumzuschicken.

Anonym hat gesagt…

Ich denke auch: Es gibt keine langweiligen Kunden. Nur langweilige Werbung. Aber man vergisst auch sehr schnell, dass wir Kreativen die Arbeit meist nicht präsentieren und verkaufen - sondern meistens sind es ja die Berater, die dies tun. Und da gibt es leider solche und solche. Echte Verkäufertypen und die Kopfnickerfraktion mit den Wimperklimpertussis.