Sonntag, 15. Februar 2009

Die Gunst der Stunde wird zu wenig genutzt.

Als Barack Obama zum Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt wurde, erschien am nächsten Tag eine ganz simple Streifenanzeige in einigen Tageszeitungen von Neuseeland und Australien:



Das Motiv "Goodbye Bush" für das Enthaarungsmittel Veet von Euro RSCG, Sydney.

Was gehört zu so einer Anzeige?

Der von uns Kreativen immer wieder so verzweifelt eingeforderte Mut?

Ich finde, man muss nicht mutig sein, um dieses Motiv zu schalten.

Es ist in keinster Weise provokant oder verletztend, es ist in bester Manier doppelsinnig und es ist günstig zu produzieren. Auch die Mediakosten dürften ein Minimum dessen sein, was der Rummel Wert war, den diese Anzeige eingebracht hat.

Den Sog dieser Anzeige merkt man schon an der Tatsache, dass ich nur "Goodbye Bush" und "Veet" bei Google eingegeben muss, um das Motiv zu erhalten. Woraus man schließen kann, dass sich viele Menschen rund um die Welt damit beschäftigt haben.

Ich wiederhole mich: so macht man Werbung. Und die Zutaten für so einen Coup stehen in der Zeitung.

Es sind die Nachrichten.

Werbung aus aktuellem Anlass. Unter dieser Überschrift habe ich mich im November schon mal darüber ausgelassen, dass das aktuelle Geschehen die besten Ideen liefert.

Die Verbraucher respektieren an solchen Kampagnen zwei Aspekte. Der Absender beschäftigt sich mit ihren Themen und Problemen. Und er besitzt den nötigen Humor, um sie für seine Belange zu nutzen.

Die Finanzkrise ist in aller Munde. Als Reaktion auf die Finanzkrise gibt es inzwischen Sonderangebote aller Orten. Speziell in der Autoindustrie.

Viele Agenturen sind momentan damit beschäftigt, diese Sonderprämien zu bewerben. Und der eine oder andere Werbungtreibende versucht natürlich auch, die Krise in seiner Kommunikation aufzugreifen.

In Frankreich ist es Volkswagen und der Agence V sehr spitz gelungen, beides unter einen Hut zu bringen.

Die Krise und das Sonderangebot.

Aber zu der gewählten Umsetzung "Anonyme Börsenhändler" (siehe unten) gehört schon etwas mehr Chuzpe. Man hätte sicher die Bedenken haben können, dass es nicht politisch korrekt ist, sich über Banker lustig zu machen.

Verdammt noch mal, die haben das verdient und müssen das jetzt auch aushalten können. Viele Völker dieser Erde müssen schließlich den Mist, den die Banker weltweit angerichtet haben, ausbaden.

Da wird man sich doch wohl einen kleinen Spaß erlauben dürfen.

Ich finde die Spot-Serie trifft 100% den Nerv der Konsumenten. Auch hier kann ich nur feststellen: was will Werbung mehr erreichen?

Eine kritische Note an die eigenen kreativen Nasen ganz zum Schluss: so eine Anzeige vom Kaliber "Veet" hätte sich jeder von uns ausdenken können. Und sicher hätte es einige Kunden gegeben, die den Mut gehabt hätten, sie zu schalten.

Nachrichten besser beobachten und öfter mal wieder in Vorleistung gehen, liebe Kollegen. Dann klappt es auch mit dem ewig gejagten "talk of the town"-Anspruch.





TVC „Confession“ für Volkswagen, Agence V, Paris.



TVC „Yes“ für Volkswagen.




TVC „Oath“ für Volkswagen.



TVC „Exorcist“ für Volkswagen.

Ein geniales Beispiel, wie man Aktualität und Sonderangebote unter einen Hut bringt.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Tagesaktuelle Werbung ist lecker! Ich erinnere mich an die HLX.com Anzeige, als Friedrich Merz damals zurücktreten musste: "Jetzt schon für Merz buchen." Ist immer noch bei mir hängen geblieben...