Mittwoch, 10. Dezember 2008

Die privaten Leiden des jungen K.

Weihnachten ist eine prädestinierte Zeit, in der einem das eigene Privatleben den Beruf des Kreativen gnadenlos versauen kann.

Ob Grußtexte, Karten, Geschenke, Partyeinladungen, Menü-Ideen, Familienfotos, Filme von der Bescherung oder gar der Weihnachtsbaum selbst – man bekommt diese Liebesdienste meistens wie selbstverständlich mit folgenden Worten zugeteilt:

Du bist doch der Kreative in der Familie.

Nichts ist in meiner Familie im Zeitraum November/Dezember ein größeres Thema als die alljährlichen Weihnachtsgrüße an Freunde und Bekannten.

In der Tat tut sich da ein riesiges Dilemma auf.

Übernimmt man den Job, hat man in der Familie die gleichen Probleme, die ich in meinem gestrigen Beitrag schon bei den Weihnachtskarten für Kunden geschildert habe.

Macht man den Job nicht, liegt vielleicht nach ein paar Tagen eine handgestrickte Karte auf dem Tisch, von der man denkt: was wohl die anderen von mir denken, die sie kriegen?

Die Zeile „Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr“ lässt sich kaum besser und kürzer texten. Aber sie ist eben auch langweilig, weiß man doch bei jeder Karte, die man an Weihnachten bekommt, dass genau dieser Text drin steht. Gut, man kann etwas coolere Schreibweisen wählen (happy X-mas and a happy new year), aber der inhaltliche Nährwert ist der gleiche.

Hat man Weihnachten dann irgendwie überstanden, warten schon die nächsten Geburtstage, Partys oder Hochzeiten. "Alles Gute zum Geburtstag" oder "Alles Liebe"? "Die besten Wünsche"? "Herzliche Glückwünsche"? Weiß der Henker.

Eine echte Herausforderung ist auch die Geburtsanzeige des eigenen Kindes. Und selbst bei der Namensgebung des Neugeborenen soll so mancher Starkreative schon physikalische Größen zur Hilfe gerufen haben, um einen ungewöhnlichen Namen zu finden.

Ich selbst musste erleben, wie meine Frau den von mir favorisierten Namen für unser drittes Kind mit den Worten abtat: wir sind doch nicht in der Werbung.

Gerade die jungen Kreativen unter meinen Lesern möchte ich noch mal eindringlich warnen, bevor sie sich endgültig für diesen Beruf entscheiden.

Der Druck, ein Kreativer zu sein, begleitet dich bei allem, was du von dir gibst, was du tust, was du anziehst, was du verschickst, welche Autofarbe du auswählst, usw.

Nur auf dem Klo, da kannst du endlich mal so furzen, wie du es möchtest. (Es sei denn, einer in der Nachbarkabine hört zu).

Schlimm war auch meine Auswahl eines Kindersitzes vor Jahren, denn die bevorzugten Muster der Hersteller sind Blümchenmuster, Teddybären oder Schaukelpferdchen.

Auf die Frage, ob es nicht einen schwarzen oder wenigstens einen dunklen einfarbigen Sitzbezug gibt, bekommt man die mahnende Antwort: das ist doch für ein Kind.

Diese Antwort bekommt man nicht vom Verkäufer, wohlgemerkt, sondern von der eigenen Frau.

Mach dich locker – auch so ein Satz von ihr. Und es blieb mir in vielen Situationen nichts anderes übrig, als mich locker zu machen, denn sonst hat man auch zuhause nur noch Brainstormings, Kreativmeetings und Ideenabstimmungen.

Das erträgt kein Mensch. Und das hält auch keine Beziehung aus.

Sehen wir es mal so: Will ich will meine Geburtsanzeige oder meine Partyeinladung zum ADC einschicken? Nein, nein und nochmals nein, das will ich nicht. (Es gibt tatsächlich Leute, die so etwas tun).

Dann eben einfach mal etwas Gedrucktes oder Fotografiertes ohne Idee, aber dafür von Herzen.

Die Eltern kapieren unsere Werber-Ideen meistens eh nicht.

Tipp 71: Schicke nie deine privaten Einladungen oder Geburtsanzeigen beim ADC ein (bitte!).



Budlight, Candellight – aber kein wirkliches Highlight ist dieser Christmas-Spot 2006 von Budweiser. Dafür muss man wenigstens lachen.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Stefan, halt durch!

Zschaler hat gesagt…

will do!

Anonym hat gesagt…

Hallo!

Ja das Weihnachtsthema - Jahr für Jahr ein freudiges Grmpf...
Ich sag nur: viereckige Schneebälle! :-)

Lieber Gruß vom Exprakti,


Nicolai

Zschaler hat gesagt…

Gruss zurück.